Seite:Dillenius Weinsberg 202.png

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1800. Im März. Starke Naturallieferung an Mehl, Haber und Heu in die kais. kön. Magazine zu Bruchsal und Cannstadt. eod. müssen 10 Mann Handlanger zum Auf- und Abladen bei dem kaiserlichen Magazin in Heilbronn – unter angedrohter Militärexecution gestellt werden gegen täglich 24 kr. per Mann. Kosten für Stadt und Amt durch Zulage 109 fl. 21 kr. und Verlust an den erhaltenen Bankozetteln 5 fl. 53 kr. – April d. 28. Beschluß: den alten Spital zu verkaufen. Anschlag 1500 fl. Vorbehalt: die Weingefälle des Spitals im dortigen Keller aufzuheben; die dortige Kelter nicht eingehen zu lassen etc. Verkauf den 5. Mai mit den Hospitalweinbergen an Leonhard Carl Lauer, Vater und Sohn, welche später (1805) eine halbe Stallung sammt Überbau an der Wette im Spitalhofe, so jetzo zu einer Wohnung eingerichtet, nebst Dunggrube und Hofraite an der Eich (Spitalbrunnen) an J. G. Eisenmann und Joh. Hieber verkaufen. eod. Das Oberamt läßt zu einer Execution bei Felddiebstahl einen Malefizstein statt eines Prangers, an das Rathhaus machen, dessen Kosten, nach Abweisung von Seiten des Magistrats, der herzogliche Fiscus übernimmt. August. Das obere Thorhäuslein mußte wegen des dahin gesetzten Mall’schen Hauses um 25′ vorwärts gewälzt werden. Kosten 17 fl. – Während Bonaparte, nun erster Consul, über die Alpen nach Italien zog, gieng Moreau im April d. Js. mit 100,000 Mann auf 6 Punkten über den Rhein gegen Deutschland und trieb die mit den Bayern, Württembergern und Mainzern verbundenen Östreicher durch mehrere glückliche Gefechte bei Engen, Stockach und Mößkirch 3. und 5. Mai, bei Biberach und Memmingen 9. und 10. Mai, und zum zweitenmal bei Biberach gegen General Kray, 5. Juni, vom Schwarzwald bis nach Bayern zurück. Vom kais. Magazin in Heilbronn wurden 500 Ctr. Heu hieher geflüchtet, welche die Stadt auf ihre Kosten abholen und aufbewahren mußte. Nach der Schlacht von Biberach mußten sich die Württemberger gegen Blaubeuren zurückziehen, von wo sie durch ein Gefecht mit den Franzosen nach Günzburg, Höchstädt, und von da durch das unglückliche Treffen vom 19. Juni bis Ingolstadt zurückgedrängt wurden, von wo sie sich mit den Östreichern nach Östreich zurückzogen. Während dessen überschwemmten die Franzosen mit einer Heeresabtheilung auch Württemberg und schrieben eine Brandschatzung von 6 Millionen Frs. aus, an welcher Stadt und Amt Weinsberg im August innerhalb 12 Tagen 20,750 fl. abschläglich einzusenden hatte. Vom August an, wo ein neues Corps unter dem Divisionsgeneral Colleaud vom Rhein her gegen Heilbronn zog, hatte diese benachbarte Reichsstadt und mit ihr jetzt auch Weinsberg, nachdem am 30. September noch das k. k. Graf Mikrische Streifcorps durchgezogen war und starke Vorspann in Anspruch genommen hatte, französische Besatzung und besonders vom 5. bis 7. September, Quartier und Durchzüge bis zum Frieden. Im October lag hier französische Artillerie à cheval in Cantonirung, für welche 600 Schffl. Haber, 600 Ctr. Heu, 2400 Ctr. Stroh umgelegt wurden. Viele Verdienste erwarb sich dabei um die Stadt der der französischen Sprache ganz mächtige vormalige Prinz Condé’sche Kapellmeister Ehrenfeld. Und wenn auch von den Franzosen da, wo keine Gefechte vorfielen, nicht gesengt, gebrannt und geplündert wurde, wie im vorigen Jahrhundert, so wußten es doch die Einquartierten durch Requisitionen und Anforderungen und Erpressungen aller Art fühlbar genug zu machen, daß sie in Feindesland standen.

Jahrgang: Sommer ausgezeichnet trocken und heiß. Futtermangel. Heuaufkauf für die Franzosen um 313 fl. Der Herbst d. Js. gab nicht viel, aber