Seite:Dillenius Weinsberg 216.png

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dieses ewig merkwürdigen Jahres überschritten sie bei dem Dorfe Märkt, unterhalb Hüningen, auf einer Schiffbrücke den Rhein, um unter dem Oberbefehl ihres Kronprinzen, als Feldmarschall, den Feind auf seinem eigenen Boden zu bekämpfen. Sie waren nach all dem bisherigen großen Verlust doch wieder 24,500 Mann und 2900 Pferde stark mit 24 Geschützen und bildeten mit einer östreichischen Heeresabtheilung das 4. Armeecorps des großen verbündeten Heeres, welches die Feldherrn Schwarzenberg, Barclay de Tolly und Blücher unter den Augen der beiden Kaiser, von Östreich und von Rußland und des Königs von Preußen über den Oberrhein, Mittelrhein und von Holland her nach Frankreich führten. – Im November und Dezember hatte Weinsberg fortwährende Durchzüge von Östreichern, Bayern und Russen, welche gegen Frankreich marschirten. Es war für diese ein Etappenplatz, wo Major von Reitzenstein als Commandant stationirt war. Am Advent dss. Js. mußte sogar der Gottesdienst wegen der einrückenden, übel hausenden Russen eingestellt werden. Eine von Heilbronn detaschirte Sauvegarde stellte die Ruhe her. Besser benahmen sich die nachrückenden, hier einquartirten Kosacken. Auch Kaiser Franz kam hier durch, wobei Feuer an der Landstraße brannten. Er übernachtete in Besigheim. – Zur Partikular-Geschichte dieses Jahres gehört: Am 6. Juni Nachts 11 Uhr wurde ¼ Stunde von hier der Landjäger Bort von Bretzfeld ermordet gefunden. Der Thäter wurde aller Bemühungen ungeachtet nicht ermittelt.

Im Juli überhandnehmender Wildschaden durch Sauen. Anordnung einer allnächtlichen Feldwache von 24 Mann unter 3 Obleuten. Eingestellt erst nach Leerung des Sommerfeldes am 6. Sept. Am 28. Oktober wurden zum Dienst der combinirten kaiserlichen und bayerischen Armee 100 Vorspannpferde gestellt, wovon 22 verloren giengen. Unter den Verlorenen waren 4 Pferde von Weinsberg, wofür die Stadt Entschädigung zahlte 473 fl.

Jahrgang: Strenger Winter bis Mitte März; naßkalter Sommer. Schlechte Traubenblüthe. Der Herbst war deshalb nach Menge und Güte sehr mittelmäßig. Weinrechnung I. Cl. 12 fl., III. Cl. 16 fl. Sonstiger Weinpreis 33 fl. 30 kr. – Höchste Temperatur im Juni, Juli und August + 23 °. Sommertage nur 27. Tiefste Temperatur im Januar − 14 °. Eistage 59. – Brodtaxe: 8 Pfd. Kbr. im Januar 25–26 kr., Februar 28 kr., März 27 kr., Mai 28 kr., Juni 29 kr., August 26 kr., sinkt auf 22 kr., September 21 kr., Oktober 22 kr., November 23 und 24 kr., December 26 kr.

1814. Nach unbedeutenden Gefechten zwischen dem Rhein und der Ill überschritten die Württemberger die Vogesen und lieferten am 11. Januar d. J. dem französischen General Rousseau das erste Treffen bei Epinal, schlugen ihn in die Flucht und nahmen die Stadt. Auch der General Mortier mit Napoleons alter Garde wurde am 18. Januar bei Chaumont, und am 24. Januar bei Bar sur Aube zurückgeschlagen. Gegen Ende Januars übernahm Napoleon selbst den Oberbefehl, nachdem er seine Gemahlin, Marie Luise, zur Regentin ernannt hatte, zwang durch hitzige Gefechte bei Brienne die Preußen unter Blücher anfangs zum Rückzuge, wurde aber am 1. Febr. nach heftigem Kampf bei Brienne vom Kronprinzen von Württemberg hinter die Aube zurückgeworfen, worauf Troyes, die Hauptstadt der Champagne, den Württembergern in die Hände fiel, 7. Februar. Neue Lorbeeren erwarben sie sich am 10/11. Febr. durch Erstürmung der von General Alix besetzten Stadt Sens; mußten aber bei Montereau vor dem mit großer Übermacht andringenden Napoleon – 18. Febr. – nach blutigem Kampfe