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Neue Verfassungsverhandlungen ohne Resultat.

Im Sommer d. J. wurde die Kirche wegen des eintretenden Reformations-Jubiläums unter Leitung des Landbaumeisters Abel restaurirt, neugeplattet, geweißnet. Der schadhafte westliche Giebel ward wieder hergestellt. Die Stühle wurden reparirt. Mittlerweile ward in der Schule gepredigt. Neue Einweihung am Jubiläum, wobei 282 Stücke Reformationsmedaillen, gefertigt von Bruckmann und Comp. à 20 kr. an die Schuljugend vertheilt wurden. Kosten 94 fl., woran freiwillige Beiträge 31 fl., Stiftungspflege 64 fl. (Stdt. Prot.)

Im Juli d. J. wurde der seitherige Oberamtmann Dr. Spittler pensionirt und im August der Oberamtmann von Tübingen, v. Wolf, nach Weinsberg versetzt. An die Stelle des Präc. Laux † pens. 2. Oct. kam M. Oettinger bis 1818.

Das vormals Stadtschreiber Zeller’sche Haus an den Kirchenstaffeln (1816 von Bürgermeister Plank erworben) wurde in diesem Jahr vom Staate zu einer Diaconatswohnung erkauft und von Diacon M. Gundert bezogen.

1818. Jahrgang: milder Winter; baldiges Frühjahr; schon im April ein Sommertag mit + 22 °, aber am 30. und 31. Mai schädlicher Frost. Im Juni Steigen der Temperatur bis + 25 °, im Juli bis + 28 °. Sommertage 67. Eistage 59. Tiefste Temperatur im Dec. − 10 °. – Die Noth gemildert durch diesen bessern Jahrgang. Brodtaxe sinkend: Jan. 36 kr., Febr. 32 kr., Mai 28 kr., Juni und Juli 28 kr., Aug. 26–24 kr., Oct. 22 kr., Nov. 21. kr. Preise der Lebensmittel herabgehend: an Lichtmeß Kernen Mittelpreis 22 fl. 17 kr. pr. Schffl., Dinkel 9 fl. Haber 5 fl. 27 kr.; an Martini Kernen 12 fl. 18 kr., Dinkel 5 fl. 18 kr., Haber 4 fl. 38 kr. Herbstertrag ziemlich viel und Qualität sehr gut. Die Weinlese begann am 9. October. Weinrechnung I. Klasse 68 fl., III. Klasse 60 fl., anderswo höchster Preis des Weins pr. Eimer 130 fl. Mittelpreis 60 fl.

Im Februar Aufstellung einer täglichen Bötin nach Heilbronn.

Im November d. J. erschien eine neue Organisation der Staatsverwaltung. Eintheilung des Landes in vier Kreise: Neckar-, Donau-, Schwarzwald- und Jaxtkreis mit vier Kreisregierungen, vier Gerichtshöfen und vier Finanzkammern. Trennung der Rechtspflege von Verwaltung und Polizei. Aufhebung der bisherigen Unterämter des Bezirkes. (s. oben 1810.)

In Folge dessen erhielt Weinsberg ein Oberamtsgericht und Oberamt und wurde dem Gerichtshof für den Neckarkreis (in Eßlingen) und der Regierung des Neckarkreises (in Ludwigsburg) untergeordnet; das Cameralamt (früher Kellerei) der Kreisfinanzkammer (in Ludwigsburg).

Erster Oberamtsrichter (vorher Regierungs-Assessor in Ulm) wurde im März folgenden Jahrs: Böcklen, in Anfangs gemiethetem Locale. Später (im J. 1821) wurde die Behausung des früheren Lichtenstern’schen Kellers Holzwarth am oberen Thor erkauft und zur Oberamtsgerichtswohnung eingerichtet.

Oberamtmann blieb der seitherige Oberamtmann von Wolff, März 1819. – Die Aufhebung der Stadt- und Amtsschreiberei erfolgte erst im Juni 1821 und die Organisation der Gerichts- und Amtsnotariate dafür erst 1826 s. u.

Freiere Gemeindeverwaltung durch Stadtrath und Bürgerausschuß 31. Decbr. d. J. und 1. März 1822.

Präceptor Oetinger als Prof. nach Ulm befördert. Nachfolger Walker. Sept. d. J.

Novbr. Tod des Mädchenschulmeisters Weiß. Amtsverweser resp. Nachfolger Winter.