Seite:Dillenius Weinsberg 268.png

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Ein junges Weibchen Lobesan,
seit gestern erst getrauet,
gibt einen klugen Einfall an,
der alles Volk erbauet,
den Ihr, sofern Ihr anders wollt,
belachen und beklatschen sollt.

Zur Zeit der stillen Mitternacht
die schönste Ambassade
von Weibern sich ins Lager macht
und bettelt dort um Gnade.
Sie bettelt sanft, sie bettelt süß,
erhält doch aber Nichts, als dieß:

„Die Weiber sollten Abzug han
mit ihren besten Schätzen;
was übrig bliebe, wolle man
zerhauen und zerfetzen.“
Mit der Kapitulation
schleicht die Gesandschaft trüb davon.

Drauf, als der Morgen bricht hervor,
gebt Achtung! was geschiehet?
Es öffnet sich das nächste Thor
und jedes Weibchen ziehet
mit ihrem Männchen schwer im Sack,
so wahr ich lebe! Huckepack!

Manch Hofschranz suchte zwar sofort
das Knifchen zu vereiteln.
Doch Konrad sprach: „ein Kaiserwort
soll man nicht dreh’n noch deuteln.
Ha bravo! rief er, bravo so!
Meint’ unsre Frau es auch nur so!“

Er gab Pardon und ein Banket
den Schönen zu gefallen;
da ward gegeigt, da ward trompet’t
und durchgetanzt mit allen,
wie mit der Burgermeisterin,
so mit der Besenbinderin. –

Ei, sagt mir doch, wo Weinsberg liegt?
Ist gar ein wackres Städtchen;
hat treu und fromm und klug gewiegt
viel Weiberchen und Mädchen.
Ich muß, kommt mir das Freien ein,
fürwahr! muß Ein’s aus Weinsberg frei’n.