Seite:Dillenius Weinsberg 269.png

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3) Die Belagerung von Weinsberg, im pfälzischen Kriege 1504, durch Herzog Ulrich, beschrieben durch dessen Zeugwart, Johann Glaser von Urach
Zu Seite 92.



Darnach (von Neustadt) man weiter gerückt hat
gehn Weinsperg für die hohen Vest;
selzam waren ihn’n solche Gäst.
Den Berg belagert man überall
zu beiden Seiten bis ins Thal.
Die Muetter ist da uf die Kirchwyhe kommen
hat Schwester und Bruder mit ihr g’nommen,
die habend da ein Hofrecht g’macht
und sechs von Ulm mit ihnen bracht,
auch den Trochen von Hall,
und Aine heißt die Nachtegall;
vier Korthonen richt man darzu,
und Aine die haißt die Unruh. *)[1]

Der Narre wollte auch seyn im Spiel,
derselb der gab der Würff so viel,
hat die von Weinsperg übel verdrossen
vier, die habend Eisen geschossen.
Die Schlangen habends auch übel gebissen,
das ist manchem Mann wohl zu wissen.

Ain Thurn den schoß man oben ab
und auch die Mauer bis uf den Grab.
Man zerschoß den Mantel und das Ritterhaus,
Die Stain, die wüschten hinten hinaus.
Das Schloß ward beschossen nach aller Not.

Darnach schanzt man für die Statt drot (dort)
zu allernächst für die Porten (Thore)
man hat sie geängst an allen Orten;
man nahm ihn’n den Brunnen mit Abentheur
und warf hinein mit brinnendem Fewr.
Daß Nachts ward ufgeruft ein Frid;
das wußten die von Meckmülen nit,
sie wollten Morgens in G’hülf her kommen,
deß hand sie grossen Schaden g’nommen.
Sie wurden trieben bis an den Graben,
die von Urach ihr’r viel erstochen haben
und auch die von Rosenfeld,
darum ichs jetzund billich meld,
dieselbe Nacht hand sie gewacht.

Hett man sie bei Zeit laufen lon,
so wär ihr’r Kainer kommen davon.


  1. *) Der Zeugwart (Büchsenmeister) nennt nach der Sitte seiner Zeit das hiebei verwendete Geschütz mit dem eigenen Namen, den man ihnen gegeben.