Seite:Dillenius Weinsberg 284.png

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Mönchsgothischer Schrift und Wappen hier eingemauert. Am Weilerschen Wappen steht: Gebwin von Weiler; am Enzberg’schen: Albrecht von Enzberg. Beide waren Dienstmannen der uralten Grafen von Calw, wie vielleicht auch das frühere Geschlecht der Herren von Weinsberg vor dem Jahr 1140 (S. Abschn. V.).

Wenn der Anonymus im Morgenblatt von 1819 bei diesen Epheublättern und Weinlaub und Larven an die Attribute des Silen und Bacchus und Komus denkt und von einem vielleicht hier früher gestandenen Römertempel träumt: so bemerkt Stieglitz, daß die Baumeister bei solchen Zierrathen gerne das eigenthümliche Erzeugniß der Gegend, Weinranken, Trauben und Epheu benützten und die Friese mit Larven besetzten, um an die Vermummung zu erinnern, welche bei Freudenfesten dem Volke zur Belustigung dienten. Eher möchten die Wappen von Grabsteinen der Dienstmannen herrühren.

Im Innern der Kirche trennen spitzbogige Arkaden das Mittelschiff von den Seitenschiffen. Die Säulen der Arkaden stehen auf Sockeln; die Schafte sind gleich dick, zum Theil achteckig; darüber eine Wulst (Kranz). Das Kapitäl ist würfelförmig, doch breiter als hoch, mit Muscheln, Korallen, verschlungenen Ranken, mit Blättern, Palmzweigen etc. An Einem der Kapitäle erscheinen 2 Fuchsköpfe. Alles ist übrigens im Laufe der Jahrhunderte mit oftmaliger Tünche überschmiert, Manches darunter wohl auch bei den Zerstörungen von 1525 und im 30jährigen Kriege muthwillig abgestoßen, wie bekanntlich die Schweden in Letzterem den geschnitzten Holzbildern die Nasen abhieben. Da wo die Kirche verlängert ist, stehen statt der Säulen plumpe viereckige Pfeiler (zum Tragen der aufgesetzten Emporen benützt).

Diese Säulen und Pfeiler tragen Halbkreisbögen, welche nur wenig in Spitzbögen übergehen. Darüber sind Rundbögen, durch welche das Licht in das Mittelschiff fällt. Hochoben, zunächst unter dem Dache, ist auf der nördlichen und südlichen Seite eine Reihe von kleinen, schmalen, kaum 4′ hohen, nach innen sich verengenden Rundbogenfensterchen.

Auf der Nordseite sind vor, über und auf den gedachten Arkadensäulen und auf, in das Schiff vorstehenden runden hölzernen Säulen bretterne Emporen für die Männer angebracht. Auf der Westseite des Mittelschiffes ist dieses von einer terrassenmäßig gegen das obgedachte westliche Bogenfenster ansteigenden Männerempore der ganzen Quere nach bedeckt. Ebenso ist seine Ostseite querüber, vor der obenbeschriebenen schönen Chorhalle des Thurmes, durch eine hohe Empore bedeckt, auf welcher die Orgel und Bänke für die Kirchenmusik angebracht sind.

Die Decken sind flach, aus übertünchten, verschaalten Brettern bestehend; das Mittelschiff hat ein Satteldach; die Seitenschiffe sind durch sogen. Nähladendächer bedeckt. Die Kanzel ist an Einer der südlichen Arkadensäulen des Mittelschiffes und stammt nach der Jahrzahl am Kanzeldeckel (1649) aus der Restauration der Kirche nach dem 30jährigen Kriege; vielleicht aus dem gleichen Jahre auch der protestantisch einfache große Altar unweit der Thurmhalle, unter der Orgelempore, und der, zum Zweck des ehmaligen Eintauchens hohle, kelchartig gehauene Taufstein vor dem Altare.

Die ehemalige Spitalkirche war in der nördlichen Ecke des alten städtischen Spitals in der unteren Stadt, zunächst an dem früheren einzigen unteren Thore, (s. oben c), welcher, noch jetzt an steinernen Bogenthoren erkennbar, im Jahr 1800 von der Stadt verkauft und zu Privatwohnungen eingerichtet wurde. Spuren von ihr sind außen noch wahrzunehmen in 2 länglicht schmalen, halb zugemauerten Bogenfenstern. Sie scheint die im Jahr 1269 von Engelhard IV. v. Weinsberg, mit dem