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mir’s jetzt darauf an, wie das Probeblatt ausfällt. Gaber will es auf eigenes Risiko schneiden.

28) Donnerstag. Dem jungen Eckermann (Sohn des großherz. Weimarschen Hofraths Eckermann) Erlaubniß ertheilt zum Copieren auf der Galerie und bei der Gelegenheit mit dem Vater persönlich bekannt geworden. – Rietschel aus Ems zurück und im Begriff sich zu seiner Reise nach Italien zu rüsten. Ich mache ihm einen Besuch und finde ihn munter, wenn auch dem Aussehen nach angegriffen... Von seiner Berufung nach Wien reden wir nicht.

30) Samstag. Wiederholung meines Besuchs bei Rietschel. Heute reden wir von seiner Berufung nach Wien. Er scheint doch etwas bedenklich dem Rufe zu folgen. Er ist mit Recht gewarnt worden vor dem Klima und vor der dortigen Theurung.

September.

5) Freitag. Palme nimmt die Zeichnung von Rottmann, welche ich aus dessen Nachlaß erstanden und für das Album meiner Frau bestimmt habe, mit nach München, damit Jäger dieselbe mit dem Freskogemälde, zu welchem sie die Skizze ist (Ansicht von Palermo), vergleiche und die fehlende Ecke ergänze.

9) Dienstag. Heute der dritte Tag, an welchem ich ungestört an meinen biblischen Arbeiten beschäftiget sein kann. Die Austreibung der Hagar, die ich nun vorgenommen, mißlang mir unter den unaufhörlichen Störungen der vorigen Woche in der ersten Bearbeitung, weswegen ich die Zeichnung nun noch einmal mache. Jetzt wird das Blatt gut. Nebenbei beschäftiget mich einer der von Bunsen angegebenen Gegenstände: die Auswanderung der Kainiten. Bei dem Entwurfe wird der erste der von Frau von Bunsen mir verehrten englischen Bleistifte gespitzt, und sie bewähren sich als echte Compositions-Bleistifte, d. h. sie haben den Grad von Weichheit und Reinheit des Bleies, bei welchem man seinen Gedanken ungestört nachgehen kann.


Eine Abbildung des Barfüßerklosters.

In den Jahren 1553 bis 1558 ließ der Rath das „Judenhaus“, die ehemalige Judenschule auf dem jetzigen Jüdenhofe, worin sich schon seit einem Jahrhundert seine Waffen- und Vorrathskammern und bei den Jahrmärkten die fremden Gewandbänke befanden, gänzlich umbauen und darin auch neue Fleischbänke herrichten. Noch während der Umbau im Gange war, kam Kurfürst August auf den Gedanken, dieses „neue Gewandhaus“ als Zeughaus zu benutzen. Er ließ am 7. September 1555 den Rath der Stadt durch seinen Kammerrath Hans von Ponickau auffordern, ihm das Untergeschoß des Vorderhauses und die Hofgebäude abzutreten, wogegen er der Stadt den nach der großen Brüdergasse zu gelegenen Theil des Barfüßerklosters überweisen wolle, damit die Fleischbänke dorthin verlegt werden könnten. Mehr als dieses Angebot ist in den über die Sache geführten Akten nicht enthalten; nur in dem Rathsprotokolle vom Jahre 1557 findet sich noch bemerkt, daß der Rath damals mit Stimmenmehrheit die Verlegung der Fleischbänke an das Barfüßerkloster beschloß. Zur Ausführung ist aber weder dieser Beschluß noch der vorgeschlagene Tausch überhaupt gelangt.

Das Franziskaner- oder Barfüßerkloster war bekanntlich im 13. Jahrhundert gestiftet. Die Kirche soll um die Mitte des 14. Jahrhunderts neu gebaut worden sein, wogegen die übrigen Baulichkeiten erst aus dem 15. Jahrhundert stammten. Nach Einführung der Reformation in Dresden übereignete Herzog Heinrich die Klostergebäude im Jahre 1541 dem Rathe zu milden Zwecken. Dieser Stiftung ungeachtet nahm sie Kurfürst Moritz 1544 in Besitz, um sie als Arsenal zu benutzen, und als solches haben sie gedient, bis Kurfürst August, der von seinem Plane der Verwendung des Gewandhauses wohl selbst wieder abkam, den Bau seines neuen großen Zeughauses ausgeführt hatte. Der Rath aber erlangte die Verfügung über das ihm zugeeignete Kloster erst im Jahre 1597. Er richtete damals die Klosterkirche wieder zum gottesdienstlichen Gebrauche her und gab ihr den Namen Sophienkirche. Gleichzeitig wurden wohl die übrigen Klostergebäude größtentheils abgebrochen.

Bei Gelegenheit jener Tauschverhandlungen im Jahre 1555 hat nun Kurfürst August eine Skizze des damals noch unversehrt erhaltenen Klosters anfertigen lassen, die sich in den Akten befindet und für uns hervorragenden Werth hat, weil sie nächst dem im königl. historischen Museum aufbewahrten Holzmodelle der Stadt aus dem Jahre 1521 die älteste bildliche Darstellung eines Theiles von Dresden ist. Es wird daher keiner Rechtfertigung bedürfen, wenn sie in diesen Blättern (etwas verkleinert) vervielfältigt wird.

Die mit der Feder flott hingeworfene Zeichnung giebt nur das Kloster und die unmittelbar anstoßenden Häuser bis zum Schlosse hin genau wieder, während die angrenzenden Gassen (kleine Brüdergasse und Taschenberg) im Vordergrunde bloß mit wenigen Strichen angedeutet sind. An die Kirche schließt sich links (nach Süden) der Kirchhof mit den ihn umgebenden Grüften, rechts eine Gruppe von Wohn- und Wirthschaftsgebäuden an. Dann folgt der ziemlich ausgedehnte Mönchsgarten, der im Norden von den zum Schlosse gehörigen Malz- und Brauhäusern abgeschlossen wird. Rechtwinklig zu diesen steht das kurfürstliche Badehaus

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/189&oldid=- (Version vom 19.5.2024)