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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Erster Band.pdf/270

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17) Montag... Meine Schüler haben Aussicht, daß ihnen die Ausmalung einiger Wandfelder in der neuen katholischen Kirche in Neustadt übertragen werde. Der verstorbene Bischof Dittrich hat den Wunsch gehabt, daß unter meiner Leitung diese Arbeit aus führt werde. – Die Eisenbahn nach Tharand in Angriff genommen. Die Strecke, welche von der Verbindungsbahn zwischen dem Böhmischen und Leipziger Bahnhof ablenkt und in den Plauenschen Grund führt, ist schon bis gegen Plauen in den Erdarbeiten vollendet. In der Nähe von Plauen sind die Arbeiten schwierig. Sie werden eben jetzt betrieben; man wühlt sich in den Boden ein, man sprengt Felsen; die Wege sind zum Theil unzugänglich, und es sieht jetzt recht wüste da aus, besonders am Forsthaus, wo man sonst so gern weilte.

21) Freitag... Ich sehe mit Hübner den Anstrich einer Abtheilung im Neuen Museum, welche als Muster für die übrigen Abtheilungen dienen soll. Wir sind mit dem Ton ganz zufrieden. Der Sockel soll aber nicht weiß, wie die Architekten wollten, sondern bräunlich, etwa wie Eichenholz angestrichen werden. Ueber die Aufstellung der Tapeten haben wir die gleiche Ansicht; was den Rafael anbelangt, so möchte ihn Hübner in der entsprechenden Abtheilung nächst dem Schlosse haben, während ich ihn mir im letzten Raum gegen den Zwingerwall zu gedacht habe.

28) Freitag... Gutkows beifällige Beurtheilung der Kaulbachschen Darstellungen neuerer Kunstgeschichte in der „Augsburger Allgemeinen“ aufgenommen (aus den Unterhaltungen am häuslichen Heerd).

November.

1) Dienstag. Kammerherr von Brochowsky, welchem jetzt die Vollendung der katholischen Kirche in Neustadt übertragen ist, besucht mich und bittet mich der Ausmalung der Altarnische mich anzunehmen. Er erwähnt, daß der Bischof Dittrich gewünscht habe, mich kennen zu lernen, daß er erklärt: ich sei der correcteste Kirchenmaler und das Werk werde am besten gelingen, wenn es meine Schüler unter meiner Leitung ausführten. So wird es nun wohl auch werden, ob wohl wenig Mittel da sind und die Arbeit mehr um Gottes willen als um Gewinnes willen übernommen werden muß.

4) Freitag... Den Abend bringen wir bei Rietschels sehr gemüthlich zu. Wir finden daselbst Herrn Kohl, den bekannten Reisenden.

16) Mittwoch... Abends kommt Gaber und bringt die große Berliner Platte[1] Sie ist bis auf ganz Weniges vollendet und nimmt sich herrlich aus. Die gesprungenen Theile sind zusammengefügt. Ich habe ein Weniges in der Zeichnung zu ergänzen. Binnen wenig Tagen wird ein Abdruck gemacht werden können. Gaber erzählt uns seine Lebensgeschichte, die recht merkwürdig ist. Ehe wir’s uns versehen, wird’s halb 12 Uhr.

18) Freitag. Bußtag... Abends überraschen uns Rietschels und die Seebeck. Rietschel erzählt aus seinem Leben Es ist ihm auch herzlich schlecht gegangen. Als armer Leute Kind hat er in jungen Jahren mit Armuth und Hunger sehr nahe Bekanntchaft gemacht. Thaeter war sein lieber Leidens- und Armuthsgenosse.

21) Montag... Neue katholische Kirche. Die Altarnische soll noch in diesem Jahr abgeputzt werden. Baumeister Bothen, der Architekt des Baues, wird mir bei dem heutigen Besuch in der Kirche bekannt. Er ist ein gebildeter Mann, der viel gesehen, Italien und Sicilien gesehen hat. Er hat auch meinen alten Führer in Monreale, den Giovanni Fileccia, kennen gelernt. Dieser zeigte ihm die von mir ihm geschenkte Zeichnung, den heil. Johannes, und erzählte ihm, wie ihm oft viel Geld dafür geboten worden sei, er dieselbe aber nicht hergebe. Ein Engländer bot ihm 30 Ducaten. Dem hätte er sie geben sollen.

25) Mittwoch... Abends besuchen uns Kögel und Herbst und Oehme, und es wird mein italienisches Landschaftsbuch besehen.

25) Freitag... Zscheckel und Steinbrecher bringen mir endlich Probedrücke von ihren nun vollendeten Platten. „Ruth auf dem Acker des Boas“ von Zscheckel. Der Kopf der Ruth hat leider sehr gelitten. „Josephs Erhöhung“ von Steinbrecher. Das Blatt ist ganz nach Wunsch.

30) Mittwoch. Rietschel macht mir einen Morgenbesuch, um mir mitzutheilen, daß vermittelst einer telegraphischen Depesche die Nachricht hieher gelangt sei, daß er (Rietschel) und ich vom König Max von Bayern zu Rittern des Maximilians-Ordens ernannt worden seien, ein Orden, von dessen Existenz ich noch nichts wußte und der vermuthlich erst von dem jetzigen König gestiftet worden ist. Die Bestätigung muß nun abgewartet werden... In der heute Abend bei uns anlangenden Augsburger Allgemeinen Zeitung finden wir bereits die Nachricht von dem neugestifteten Maximilians-Orden. Der Stiftungstag ist der letzte Geburtstag des jungen Königs (28. Nov. 1853), und Zweck und Einrichtung entspricht ganz dem preußischen pour le mérite. Die Namen der Erst-Ernannten stehen in der Zeitung. Rietschel und ich sind darunter. Einige Ungerechtigkeiten des preußischen Ordens sind gut gemacht. Overbeck ist unter den Rittern. Außer diesem noch H. Heß und Schraudolph.


  1. „Christus als Knabe im Tempel lehrend.“
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/270&oldid=- (Version vom 20.5.2024)