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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/16

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erworben, das er indessen noch im selben Jahre wieder aufgab, um nach Dresden überzusiedeln[1]. Ob ihn, wie behauptet wird, der Ausschluß aus der Innung zum Verlassen Freibergs bewog, bleibe dahingestellt. Wahrscheinlicher war es der Wunsch, am Hofe des Kurfürsten August, der verschiedene Dresdner und auswärtige (besonders Nürnberger) Goldschmiede beschäftigte, reichlicheren Unterhalt zu erwerben. Am 7. November 1582 ward „Seuerin Vogell von Freibergk ein Goltschmidt vnd wapensteinschneider“ in Dresden als Bürger vereidigt[2]. Gegen Ende des Jahrhunderts machte er sich ansässig; denn zwischen den Jahren 1595 und 1613 erscheint er als Besitzer eines Hauses im vierten Viertel, Innere Rampische Gasse 15[3]. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts, 1602, 1604, 1606, finden wir ihn auch von seiten des Kurfürsten Christian II. mit Aufträgen betraut, merkwürdigerweise nur in der von ihm ebenfalls ausgeübten Kunst als Wappenschneider. Er lieferte wiederholt Sekrete für den persönlichen Gebrauch des Fürsten oder für fürstliche Kanzleien, schnitt das sächsische Kurwappen in „Jachzincen“ und „Bohemische Demanten“ und erhielt für alles dies angemessene Bezahlung[4]. Vor 1613 scheint der vielbeschäftigte Meister gestorben zu sein, da sein Haus in diesem Jahre einen andern Besitzer aufweist.

Spätestens um das Jahr 1588[5] war ihm ein Sohn geboren worden, dem er den Namen Andreas gab.

Dresden ist also die Geburtsstadt unseres Künstlers, und hier verlebte er auch seine Jugendzeit, über die wir allerdings nichts näheres erfahren. Nur eines wissen wir von ihm selbst: daß er schon als Knabe den Hang zur Kunst empfand. 1602 tritt er, etwa ein Vierzehnjähriger, uns zum erstenmal urkundlich entgegen. Er wandte sich da an den Kurfürsten Christian II. mit der Bitte, ihn bei seinen Studien zu unterstützen. Der Kurfürst, der auch andern strebsamen Künstlern in zuvorkommendster Weise beistand, gab der Bitte des Jünglings nach und bewilligte diesem, damit er „die Kunst des Reißens (d. h. Zeichnens) desto eher und besser lernen möge“, auf zwei Jahre je 50 Taler. Wer damals Vogels Lehrer in der Zeichenkunst ward, wissen wir nicht. Vielleicht haben wir an Severin Vogel oder an den kurfürstlichen Hofmaler Heinrich Göding[6] zu denken, dem verschiedenfach auf Kosten des Hofes Schüler zur Unterweisung anvertraut wurden. Jedenfalls machte der junge Scholar rasche und befriedigende Fortschritte; denn schon zu Anfang des nächsten Jahres durfte er es wagen, seinem Landesherrn zur Erzeigung seines Fleißes, daß er die ihm gewährte Unterstützung nicht übel angewendet hätte, „etliche schöne gerissene Stücke zu überreichen“[7]. Leider findet sich nichts weiter über diese ersten uns bekannten Zeichnungen des Jünglings. Nach zweijährigem Zeichenunterricht wollte dieser nun weiter das Malen erlernen, und Vater und Sohn erbaten auch dazu vom Kurfürsten einen „Verlag“, den sie später abverdienen wollten[8]. Als der Fürst zugestimmt hatte, tat Andreas die nötigen Schritte zur Verwirklichung seines Planes. Er bewarb sich bei dem damals hochberühmten Hofmaler des Kaisers Rudolf II., Hans von Ach zu Prag, um Aufnahme. Dieser erbot sich, dem sächsischen Kurfürsten zu Gefallen, den Bittsteller in der Malerkunst treulich zu unterweisen, forderte aber als Bedingung zwei Lehrjahre, in deren jedem der Schüler für Unterricht und Kost 300 Taler zahlen sollte[9].

Daß Andreas Vogel gerade den kaiserlichen Hofmaler als Lehrmeister erwählte, erklärt sich aus den Zeitumständen. Denn nicht nur war der in Venedig unter niederländischem Einfluß und in Rom gebildete Hans von Ach, wie uns Sandrart u. a. versichern, einer der tüchtigsten Maler seiner Zeit, sondern er war auch gerade damals, im Jahre 1604, zum erstenmale in direkte Beziehungen zum Dresdner Hofe getreten[10]. Er übersandte diesem 1604 bis 1610 mehrere mythologische und biblische Gemälde auf Alabaster-, Silber- oder Kupferplatten, bildete auch 1609 einen Dresdner zum Maler aus[11].


  1. Vgl. Konr. Knebel, „Die Freiberger Goldschmiede-Innung, ihre Meister und deren Werke“ in den „Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins“ 31. Heft: 1894 (Freiberg 1895) S. 32 u. 38.
  2. Dresdner Ratsarchiv. C. XIX. 2. Bürger-Buch 1580 bis 1637. Bl. 6b
  3. Dr. Ratsarch. Handschriftlicher Extrakt aus den Geschoßbüchern. 4. Viertel, s. das genannte Haus.
  4. Vgl. die Akten des Königl. Hauptstaatsarchivs: Loc. 7339 Allerhand Wochenzettel 1601 – 3 Bl. 226b; Loc. 7316 Cammersachen Anno 1604 Ander Theil Bl. 284b; Loc. /333 Allerley Vortragen von 1604 und 1605 seqq. Bl. 109; Loc. 7340 Wochen Zettel von Crucis Anno 1605 bis Cr. Ao. 1607 Bl. 178 u. 397.
  5. Die Berechnung dieser Jahreszahl beruht auf dem in den Innungen herrschenden Grundsatze, daß der zukünftige Maler- oder Bildhauerlehrling in der Regel sich mit 13 oder 14 Jahren zur Lehre meldete. Vgl. K. Berling im „Neuen Archiv für Sächs. Gesch.“ XI (1890) S. 266.
  6. Vgl. über ihn K. Berling a. a. O. VIII (1887) S. 290 bis 346.
  7. Vgl. Kgl. Hauptstaatsarchiv: Loc. 7315 Cammersachen Anno 1603 Erster Theil Bl 163.
  8. Vgl. H.-St.-A. Loc. 7333 Allerley Vortragen von 1604. und 1605. seqq. Bl. 122b.
  9. Vgl. H.-St.-A. Loc. 7317 Cammersachen Anno 1605. Erster Theil. Bl. 237.
  10. Vgl. H.-St.-A. Loc 8693 die von dem Kais. Cammermaler Hans von Ach 1604 fl. gelieferten Bilder betr. it. den Maler Hans Christoph Schürer betr. 1609. Bl. 1. (Eine Anzahl Werke von Achs befanden sich auch Anfang des 18. Jahrhunderts noch in kurfürstlichem Besitze, vgl. Akten der Königl. Generaldirektion VII, 1 u. a.)
  11. Ebenda Bl. 2, 5 (ci. 12), 11.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/16&oldid=- (Version vom 19.12.2024)