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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/207

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Item ‘perfectum’ dicitur a ‘perficere’, quod

160

componitur a ‘per’ et ‘facio’; ‘facere’ autem est
formam in materiam introducere, sed ‘perficere’
est totam formam in totam materiam introducere.
Inde ‘oracio perfecta’, in qua tota forma est introducta
in totam materiam, id est, ubi nihil deficit

165

nec de forma neque de materia.


Et forma oracionis est copula, que est duplex,
scilicet verbalis, que est sic precipua, quod sine
ea nulla oracio est perfecta; alia coniunccionalis,
que est minus precipua, quia sine ea oracio potest

170

esse perfecta. Alie autem partes oracionis sunt
materiales. Copula verbalis est unica tantum, que iungit
duo extrema ad standum pro eodem. Sed coniunccionalis
copula est multiplex, ut patet per Donatum
[1];

175

quandocunque tamen in aliqua oracione plures
reperiuntur copule, quarum una est principalis,
scilicet illa, que coniungit duo extrema continencia
totam oracionem, alia est minus principalis, scilicet
que coniungit partes parcium principalium
.

180

Est eciam regula: quando plures determinaciones
determinant idem determinabile diversimode,
debent poni sine coniunccione, ut: leget cras bene;
sed quando determinant idem determinabile eodem
modo, debent poni cum coniunccione, ut: leget

185

hoc die et cras, etcetera.


Et sic est finis tractatuli grammaticalis magistri
Petri de Dresden anno XV0.

Facsimile der Schlußzeilen des Traktats.


Eine höfische Festordnung
aus Kurfürst Augusts Tagen (1572).
Von Paul Rachel.

Kurfürst August von Sachsen, als strenger Lutheraner und kluger Staatswirt wohlbekannt, ist von Jugend auf bis in die Zeiten, da er stärker und behäbiger wurde, ein eifriger Freund höfischer Turnierkünste gewesen, hat manchen Ritt und manches Stechen getan und dafür gesorgt, daß alle Vorgänge bei diesen ritterlichen Festen in Wort oder Bild festgehalten wurden. Die Berichte davon liegen im Königl. Hauptstaatsarchive, die von Göding gemalten Bilder sind, teils auf Pergament in interessanten Bänden der Königl. Bibliothek[2], teils auf Holztafeln in der Königl. Gewehrgalerie noch heute zu sehen[3].

Fürstliche und adlige Gäste kamen zu solchem Ritterspiel in großer Menge; für die Hofmarschälle erwuchsen allmählich schwere Aufgaben, denn die Geladenen mußten in ehrenvoller und ihrem Stande entsprechender Weise bedacht, die nicht zum Feste Gehörigen, aber sich herandrängenden in passender Art überwacht und zurückgehalten werden. An Wohnräumen und Ställen, Geleitern und Dienern, an Speise und Trank, an Musik und Tanz gab es viel zu stellen und zu richten. Gewiß entstand durch oft sich wiederholende Mühen, durch mancherlei Unannehmlichkeiten, die man erlebte, durch den Wunsch, es dem Wirt und den Gästen immer recht zu machen, bei der verantwortlichen Stelle der Gedanke, die bei solchen Festen einzuhaltenden Maßnahmen von der Einladung bis zum feierlichen Abschied in eine feste Ordnung zu bringen.

Schon Herzog Albrecht der Beherzte, der sich ja in Meißen ein äußerlich und innerlich ganz besonders glänzendes Schloß hatte errichten lassen, war darauf bedacht gewesen, für den ganzen täglichen und jährlichen Betrieb eine Hofordnung zu errichten[4]. Herzog und Kurfürst Moritz hatte 1541 und 1548 noch besondere Verfügungen getroffen[5]. Kurfürst August hatte trotzdem im Anfange seiner Regierung eine „merkliche Unordenung in unserem Hofe“ befunden und daher sogleich, also 1553, eine neue erlassen, die, 1554 noch verschärft, ohne auf allzuviel Einzelheiten einzugehen, wie dies bei der Albrechts des Beherzten der Fall gewesen, in klaren und deutlichen Worten die allgemeinen Richtlinien gibt[6].

Charakteristisch ist, daß unter den 25 Abschnitten, in die sie zerfällt, der dritte bereits die Überschrift enthält: „Sich des Zutrinkens zu mäßigen“, nachdem im ersten behandelt ist: „wie sich das Hofgesinde gegen Gott halten soll“" und im zweiten: „Gottslesterung zu vermeiden“.


  1. In dem Abschnitt De coniunctione der sogenanntenArs minor (S. 364f. der Ausgabe von H. Keil, im 4. Bande der Grammatici Latini ex rec. H. Keilii, Lipsiae 1864) sowie der ausführlicheren Ars grammatica (II, 15, ebenda S. 388 f.).
  2. Göding, Turnierbuch, Msc. J. 14.
  3. Einige Wiedergaben davon und von anderen Originalbildern der Königl. Bibliothek enthält die Dresdner Bilderchronik I (herausgegeben von Otto Richter, Dresden 1906), Tafel 1, 2, 3.
  4. A. Kern, Deutsche Hofordnungen des 16. und 17. Jahrhunderts. Berlin 1907. Seite 27 ff.
  5. A. a. O. S. 36 ff.
  6. A. a. O. S. 41 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/207&oldid=- (Version vom 3.12.2024)