in sehr guter Laune gesagt, ohne daß der Verdacht vorgelegen habe, der Wein habe ihn so höflich gemacht, da er überhaupt nicht zu denen gehöre, die sich sehr stark betränken.
Ganz merkwürdig sind die Eröffnungen, die Graf Monteagudo ſeinem königlichen Herrn über Augusts Haltung in kirchlichen Dingen während der kaiserlichen Anwesenheit macht. Zum Teil berichtet er vom Hören sagen, zum Teil als eigener Zeuge.
Man habe ihm versichert, August habe an allen Orten, wo sich Kaiser und Kaiserin aufgehalten hätten, ehe sie eingezogen, ein Edikt verkünden lassen, daß bei Todesstrafe niemand über Gegenstände der Religion mit den fremden verhandele. Demnach hätten auch die Prediger auf den Kanzeln und bei etwaigen Verhandlungen über nichts dergleichen reden dürfen, vor allem nichts gegen den Papst und die Katholiken. Trotzdem habe eines Tages ein Geistlicher einige Worte vom Papste gesprochen; darauf habe ihn der Kurfürst aus seinen Staaten treiben wollen, doch hätten sich etliche ins Mittel geschlagen und dies verhindert.
Viel bestimmter ist jedoch die Mitteilung, daß der Kurfürst auf die katholischen Gäste im Schlosse die größte Rücksicht genommen habe. Diese hätten eine Freiheit gehabt, als wenn sie in Spanien gewesen wären. Die Kaiserin hörte in öffentlichem Saale die Messe, ebenso König Rudolf und seine drei erzherzoglichen Brüder. An den Fasttagen wurde an dem Tische, an dem die Majestäten und die Fürsten zusammenspeisten, Fisch aufgetragen. Nur dem Kaiser bot man Fleisch an, entsprechend der Unordnung, die seine Ärzte getroffen hatten; auch die fürsten nahmen etwas davon. Als wir alle in unseren Zimmern speisten", so schließt Monteagudo diesen Teil seines Berichtes, gab es am Fasttage nur Fischgerichte; und die Herren, die in meinem Ge mache speisten und Ketzer waren, aßen mit den anderen Katholiken aus des Kaisers Gefolge zusammen nur dann Fleisch, wenn ich es aß“.
Kein Wunder, daß damals verbreitet wurde, es hätten während des Meffelesens im Schloffe kurfürstliche Hofleute mit entblößtem Haupte und auf den Knieen liegend dem beigewohnt[1].
Sicherlich hat das Erscheinen katholischer Gäste im lutherischen Lande großes Aufsehen erregt und Grund zu vielem Gerede, gewiß auch Anlaß zu großer Unzufriedenheit gegeben, um so mehr, als gar viele mit der gleichzeitig zu bemerkenden furchtbaren Strenge gegen alles Kalvinistische sehr wenig einverstanden waren. Für den spanischen Gesandten mußte gerade dies lettere in politischer und kirchlicher Beziehung sehr angenehm zu berichten sein. Er stellt demnach auch mit Befriedigung zum Schluffe seiner Mitteilungen fest, der Melanchthonismus sei nun gestillt, das ganze Land ,ruhig'.
Sicher wurde auch über die von August schon seit 12 Jahren gewünschte Belehnung mit dem Vogtlande verhandelt, das er 1563 auf Grund von Schuldforderungen als verfallenen Pfandschilling den Burggrafen zu Meißen, böhmischen Lehensherren, genommen und besetzt hatte, ohne aber bisher von den böhmischen Ständen und dem Böhmenkönig zusammen die Bestätigung erlangt zu haben. Über einige Zugeständnisse territorialer Art, die der Kaiser den beiden Kurfürsten in Dresden gemacht hat, kann hier füglich hinweg gegangen werden[2].
Auch die bei solchen Zusammenkünften entstehen den Gerüchte über Heiratsbesprechungen tauchen auf: vielleicht werde eine Tochter des Kaisers dem Kur- prinzen Christian oder dem Bruder der Kurfürstin Anna, König Friedrich II. von Dänemark, anverlobt werden; oder König Rudolf werde sich mit Augusts Tochter Dorothea versprechen. War es doch sehr bemerkt worden, daß er mit dieser zwölfjährigen Prinzessin an einem Abende viermal getanzt hatte!
Gewiß ist auch über die erledigte polnische Krone und deren Gewinnung verhandelt worden. Hatte doch Marimilian 1574 dem Kurfürsten August sehr aus. führlich von Heinrichs III. von Polen sonderbarer Flucht berichtet, da dieser nach seines Bruders, des französischen Königs Karl IX., kinderlosem Tode in Polen alles hinter sich gelassen hatte, um sein Erbe in Frankreich anzutreten. Damals hatte August diese königliche Flucht in folgender form erfahren: „Daß der König von Polen diese tag sich zu Cracow über die Mauer vom Schloß abgelassen und mit sieben Kutschen davon gewischt“[3]. Maximilian hatte erst daran gedacht, seinem Bruder Erzherzog Ferdinand, der eines bestandenen Alters, des Kriegs und Regierens erfahren, auch der Behaimischen Sprache kundig war“, solche zu verschaffen. Später fam sein Sohn Ernst, schließlich er selbst, trotz seiner Körperschwäche, zur Wahl. Wollte er einen der Pläne durchsetzen, so bedurfte es reichlichen Geldes. Da er fast immer in Geldnot, August aber ein reicher Fürst war, hätte er seine Anwesenheit in Dresden wohl dazu benutzen können, sich von seinem Wirte, dessen Schätze an ungemünztem Edelmetall man im Münzhause bewundert hatte, eine finanzielle Kräftigung zu erbitten. Er mag auch daran gedacht, aber sich doch gescheut haben, davon anzufangen. Kaum war er aber in Prag
angelangt, so hat er am – 25. April – einem seiner
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/247&oldid=- (Version vom 22.11.2024)