Lieber Schnorr
In unsrer gestrigen Abendsitzung für die Münchner Ausstellung ist die Wahl der dahin zu schickenden Bilder (im Privatbesitz) festgestellt worden. Herr von Quandt hat bereits für die seinigen zugesagt. Natürlich sind auch die schönen Bilder von Dir aus Deinem Römischen Aufenthalte her [darunter]: die Heimsuchung und die Madonna mit dem liebkosenden Kinde. Obwohl wir Deine Zustimmung voraussetzen, wollten wir es aber doch ohne Deine ausdrückliche Erlaubniß nicht thun, und bitte ich Dich mir hiemit mit Ueberbringer dieses mitzutheilen.
Herr von Quandt hat auch ein schönes Bild von Olivier[2], das wir wünschten, er schrieb an Bendemann, daß es uns zu Geboth stünde, obwohl er es nicht liebe, Du hättest aber das beßre Bild von Olivier. Wir wissen nicht, ob dies begründet, ob es auch Deine Meinung sei, und ob Du es, statt des Quandtschen Bildes für die Zeit der Münchner Ausstellung entbehren wolltest, oder ob wir beide hinschicken sollen und können. Sei so gütig, liebster Schnorr, und entscheide.
Guten Morgen. Gruß von
Sonntag früh.
Mein lieber Schnorr
würdest Du wohl den Tausch eingehn, daß Du die letzte Woche im Aktsaal (die nächste?) noch für mich gäbest, und ich dagegen im Sommer eine für Dich übernehme? Wenn Du nicht kannst, so sprech ich mit einem Andren, also bitte ganz, wie Dir es paßt, ohne Rückhalt.
23.
Liebster Rietschel!
Unsern Verabredungen gemäß übersende ich Dir anbei die, die Verleihung des Ordens pour le mérite betreffenden Schriften, welche ich gestern nebst der Decoration von der Frau Director Seebeck zugesendet erhielt. Die Decoration halte ich zurück, – so wolltest Du es – und bewahre sie in dem metallnen Kästchen nebst dem mir anvertrauten Paket; erwarte aber, daß Du, wie dieses in der Verleihungsacte verlangt wird, den Empfang derselben bestätigest. Anderes bleibt mir in der Sache zu thun nun nicht übrig, nur zu wünschen, daß Du meine Sendung richtig empfängst, worüber ich wohl gelegentlich durch die Seebeck etwas erfahren werde.
Gott segne nun vor Allem Deine Kur und schenke Dir recht gründliche Erholung von Deinen Anstrengungen. Eben so möge Er auch Deiner lieben Frau Gesundheit und sonst alles Gute schenken!
Die Meinigen grüßen Euch bestens. In unserm Hause steht alles wohl.
Nimm vorlieb mit diesen wenigen flüchtigen Zeilen und behalte lieb
Deinen Dir treu und aufrichtig ergebenen Freund
Dresden, den 2. Juni 1858.
Absichtlich habe ich die Sendung um ein Paar Tage verzögert, weil ich darauf aufmerksam gemacht wurde, daß Du, hätte ich am 2. Juni dieselbe bewerkstelliget, bei ihrer Ankunft in Ems noch nicht daselbst eingetroffen sein würdest.
24.
Geliebter Freund!
Habe tausend Dank für Deine gütige Besorgung. Für Deine Auslagen bleib ich Schuldner, bis ich zurückkomme. Ich habe sogleich am ersten Morgen, nachdem ich angekommen war, Dein Schreiben, das auch eben angekommen war, erhalten und sogleich meine Schreiben an den König und Herrn von Humboldt, so wie das officielle an die Ordenskommission abgefertigt.
Ich war verwundert, daß Du die Sendung durch meine Schwägerin[4] erhalten und nicht durch die Gesandtschaft, und vermuthe, daß sie durch die Post geschehn ist.
In Worms haben wir einige angenehme Tage verlebt, und von dort einen Ausflug nach Speyer und Heidelberg gemacht. Die Hitze war fürchterlich. Wohlthuend waren die kühlen Räume bei Deinen lieben Kindern[5], wo wir mit herzlicher Freude begrüßt
wurden. Wir schmeicheln uns Veranlassung zu sein,
- ↑ Eine deutsche allgemeine und historische Kunstausstellung wurde in München im Sommer des Jahres 1858 abgehalten. Über die Aufforderung zur Beteiligung verhandelte der Akademische Rat zu Dresden in seiner Sitzung vom 22. Januar 1858.
- ↑ Ferdinand Olivier, Landschaftsmaler, Stiefvater der Gattin Schnorrs.
- ↑ Das Briefchen läßt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit dem Jahre 1858 zuteilen, da Schnorr am 18. Februar d. J. in seinem Tagebuche erwähnt, daß er für Rietschel „in der nächsten Woche“ den Akt besorgen werde.
- ↑ Frau Seebeck, geb. Oppermann.
- ↑ In Frankfurt am Main.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/266&oldid=- (Version vom 6.12.2024)