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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/272

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Und da es wohl nicht passend ist an einem Tage, der Dir manche Aufregung bringen wird, mich mit meiner Person unter Deine nächsten Angehörigen zu stellen[1]; so greife ich zur Feder und sage Dir in wenigen geschriebenen Worten, daß ich Deiner an Deinem Geburtstage gedenke, daß ich aus tiefster Seele Euch alles Gute wünsche und zu Gott flehe, er möge Euch segnen und bewahren!

Durch Gottes Gnade mit den Meinigen in Allem eng verbunden, sind wir auch in diesem Wunsche und Gebet geeinigt. Was ich Dir und Deinem Hause sage, ist im Namen des Hauses Schnorr gesagt von

Deinem alten unveränderlich treuen
Freunde Schnorr.     


Rietschel an Schnorr.
41.
Liebster Schnorr

Ich hoffe, Dein Georg hat Dir gestern meine Antwort auf Deine Frage richtig erwidert, daß ich nämlich: nicht damit stimmen könne[2].

Es kann Einer ein guter Diplomat vielleicht seyn oder ein guter Minister, was ihn aber doch wohl nicht zu einem Staatsmann im eigentlichen Sinne befähigt. Ich würde nur einen solchen wählen, der die Geschicke eines größern Staats nach außen leitet.

Palmerston und vielleicht noch ein paar Engländer sind solche Leute, aber Deutschland, scheint mir, hat keinen, oder keiner hat die Gelegenheit gehabt sich auszuzeichnen.

Ich lasse also diese Stelle leer, bis einmal ein „Steuer“ kommt.

Mit herzlichstem Gruß
Dein E. Rietschel.     

     Den 6. Jan. 61.


Aus dem Tagebuche eines sächsischen Offiziers 1814–1815.
Mitgeteilt von Professor Dr. Friedrich Aster.


III.

„23. Dezember, [an] unseres Königs Geburtstag, versammeln sich die hier stehenden Bataillone Mittags 1/2 12 Uhr im Karree und parademäßig adjustiert. Der General spricht folgende Worte zu ihnen:

„Ich glaube nicht, meine Freunde, daß ich euch „an die Festlichkeit des heutigen Tages erinnern „muß. Wer den Namen Sachse führt, dem kann „dieser Tag, der Tag der Geburt unseres „hochverehrten Königs, nur heilig erscheinen. Noch „immer lebt Er getrennt von seinem treuen Volke, „doch nichts kann Ihm und uns den Glauben an „eine gerechte Vorsehung rauben. Wir können, „glaube ich, den heutigen Tag nicht schöner, nicht „heiliger begehen, als wenn wir hier vor Gottes „Angesicht den Vorsatz erneuern, unsere Pflichten als „Mensch, als Staatsbürger und als Soldat stets vor „Augen zu haben. Wir dürfen nur an Ihn, den „Frommen, den Gerechten, denken, und wir werden „uns zu allen männlichen Tugenden gestärkt fühlen. „So, meine Freunde, laßt uns heute sein Andenken „ehren, und indem wir in die glückliche Vergangenheit „zurückblicken, wollen wir in der Gegenwart die„ „Hoffnung festhalten, daß Er, der Hochverehrte, „seinem tapferen Volke bald wiedergegeben werde. „Gott nehme ihn ferner in seinen Schutz!“

Dies letzte wurde von der Mannschaft wiederholt und dann der 1. und 6. Vers des Liedes: „Auf Gott und nicht auf meinen Rat“ gewiß recht aus dem innersten Gefühl eines jeden gesungen. – Es war heute ordentlich, als wolle der Himmel uns ein Zeichen geben. Die ganze Nacht war entsetzlich stürmisch gewesen. Der anbrechende Morgen zeigte das schönste Wetter und krönte damit den heutigen Tag. –

Mittags 1/2 4 Uhr in Thal 44 Kuverts. Das Diner, das der General gab, war sehr schön und kostete über 200 Thl. Der Saal des Nassauer Hofes, woselbst diniert wurde, war ein Tempel, 60 Fuß hoch, von Reisig erbaut. Unter Bärends Direktion stellten ihn 20 Sappeure in 3 Tagen her. Ein antikes Opferbecken gestattete ein Spiritusfeuer. Die Rückwand des Tempels zeigte ein F. A. R. [verschlungen]. Noch waren wir nicht lange zur Tafel [gegangen], der alle Stabsoffiziere der Brigade und von jeder Offizierscharge der älteste und von jedem Bataillon ein Unteroffizier, sowie Oberstleutnant Lindemann, Major Großmann[3] und eine Menge anderer anher gekommener Offiziere, sowie Major Könneritz[4] und Leutnant Grünenwald[5] beiwohnten, so trat Rittmeister Eckhardt[6], als Kurier aus Sachsen kommend, ein; Leutnant Milckau[7], dermalen beim 2. Linienregiment angestellt,


  1. Schnorrs Tagebuch sagt, daß „der edle Freund in den letzten Tagen wieder recht leidend und angegriffen war“.
  2. Welches Inhaltes Schnorrs Frage war und an wen er etwa anfänglich bei der Ersatzwahl für den Fürsten Metternich gedacht hat, läßt sich nicht mehr nachweisen. Gewählt wurde von ihm und der Mehrheit Friedrich v. Hermann in München.
  3. Mj. d. Artill. Friedr. George v. Großmann.
  4. Ferd. Ant. Ludw. Erasmus v. Könneritz, s. u. Anm. 212.
  5. Robert Gemelka von Grünenwald.
  6. Christ. Gottlob Friedr. Eckhardt, vom Kürassierregiment.
  7. Karl Friedr. Wilh. v. Milckau.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/272&oldid=- (Version vom 10.12.2024)