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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/51

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rückwärts bei Maxen, Dippoldiswalde und Freiberg noch als Reserven zurückzuhalten seien. Über die in diesem Vormarschbefehle nicht ausgesprochenen nächsten Absichten Schwarzenbergs klärt ein Brief desselben an Barclay vom 24. August abends auf, in dem es, wie auch Lüdtke anführt, heißt: „Nachdem morgen die Rekognoszierung der Altstadt Dresden festgesetzt ist und die Rekognoszierung gemacht wird, ob ein coup de main etwa gelingen könnte, so eile ich E. E." usw. Die von Schwarzenberg befohlene Maßnahme läßt darnach nur auf eine gewaltsame Erkundung Dresdens und seiner Verteidigungsanstalten unter gleichzeitiger Beschießung der Stadt mit schwerem Geschütz schließen; eine Angriffsdisposition war der Befehl jedenfalls nicht, wenn auch die Hoffnung nicht ausgeschlossen blieb, Dresden am 25. August ohne große weitere und besondere Vorbereitungen, vielleicht mittels Handstreichs, nehmen zu können. Man brachte eben die halben Kräfte der Verbündeten mit den schweren Batterien gegen Dresden in Stellung im allgemeinen die Vortruppen in Linie Blasewißer–Tännigt–Striesen–Grüne Wiese–Gruna–Strehlen–Leubniz–Räcknitzer Höhen–Plauen (Oberdorf) bis etwa Gompitz (denn die Division Mezko erreichte ihr Ziel Löbtau am 25. August nicht mehr).

General Jomini, einer der bedeutendsten unter den Ratgebern Kaiser Alexanders, soll von diesem am 25. früh zur Erkundung der Lage vor Dresden dahin vorgeschickt worden sein; er habe, gegen Mittag zurückkehrend, Schwarzenberg und die Monarchen nebst ihren Generalen auf den Räcknitzer Höhen in lebhafter Unterhaltung darüber, was zu tun sei, gefunden. Jomini, aufgefordert zur Ansichtsäußerung, habe sich der geringen St. Cyrschen Streitmacht gegenüber dafür ausgesprochen, das ſeit 1811 auch in der Entfestigung seines Hauptwalles im Stadtinnern begriffene und sonst nur durch wenige, unmittelbar vor den Vorstädten befindliche Feldschanzen geschützte Dresden sofort anzugreifen, das Korps St. Cyrs über den Haufen zu rennen und dann mit diesem zugleich in die Vorstädte einzudringen, wie man es 1806 in Lübeck gemacht habe. [1]

Nach anderen soll Fürst Schwarzenberg und das klingt bei seinem vorsichtigen systematischen Verfahren sehr wahrscheinlich erst das Eintreffen aller österreichischen Abteilungen haben abwarten wollen, die zu völliger Schließung des Ringes um Dresden vor dem 26. August nicht zu erwarten seien.

So sei für und wider einen Angriff gesprochen worden, bis endlich, bereits am Nachmittage, Kaiser Alexander durch die einem Angriffe entgegenstehenden Generale Moreau und Toll schwankend gemacht gegen den Angriff sich aussprach. Es geht dies auch aus dem, in der Lüdtkeschen Schrift mit erwähnten Schreiben des Zaren vom 25. August abends an Blücher hervor, in dem es heißt: „Wir hätten gestern (24.) diese Stadt (Dresden) nehmen können, wenn die schlechten Wege und die Defileen uns zur rechten Zeit anzukommen erlaubt hätten. Da jedoch der Feind hier so bedeutende[2] Streitkräfte (P) vereinigt hat, daß uns der Angriff teuer zu stehen käme, so wollen wir fortfahren zu manövrieren, bis seine Pläne besser aufgeklärt sein werden.“

Darnach war ein Angriff für den 25. aufgegeben, ob auch für später? blieb fraglich, da man vorerst auf Manövrieren und dergleichen sich beschränken wollte[3]


  1. Für die Gros:
    Kolonne I „rückt auf der großen Straße von Pirna nach Dresden vor“,
    „ II „besetzt Straße nach Maren mit Tirailleurs“,
    „ III „besetzt die Straße von Dippoldiswalde“,
    „ IV „besetzt die Straße von Rabenau und die Brücke bei Löbtau (soll wohl Potschappel heißen), ein Detachement durch den Plauenschen Grund schickend“.
    Division Mezko „besetzt Straße von Freiberg nach Dresden, eine Seitenkolonne auf Straße von Brießnitz auf Dresden“.
    Alle Kolonnen erwarten weitere Befehle. (NB. aber wo?)
    Es war dies einer der unklarsten Befehle jener Zeit.
  2. Nach Lüdtke S. 37 heißt es: „hinreichende Streitkräfte“; der obige Wortlaut ist Friederich entnommen, I. Band, S. 180.
  3. Bei der Auslassung Alexanders „über bedeutende oder hinreichende“ Kräfte des gegenüberstehenden französischen Verteidigers, dessen minimalen Truppenbestand man doch kannte, vermag man die Empfindung nicht zu unterdrücken, als sei man über die Ziele der böhmischen Armee nicht recht klar geworden und habe unter dem Vorgeben des Manövrierens bestimmte Entschließung nur hinausschieben wollen. Alexanders wie Schwarzenbergs Brief so recht an den Clausewitzschen Ausspruch: „Wenn ein General vom 24. bzw. 25., zu manövrieren, zu refognoszieren etc. erinnern nicht weiß, was er tun soll, unternimmt er eine Rekognoszierung“, er manövriert, aber ohne klare Ziele. Nicht minder bleibt charakteristisch ein Ausspruch Moltkes, entnommen seinen Kriegsgeschichtlichen Arbeiten, Der italienische Feldzug 1859", herausgegeben vom Großen Generalstabe, kriegsgeschichtliche Abteilung I, S. 64, wo nach Schilderung des Gefechts von Montebello nachstehende allgemeine Bemerkung Platz gefunden: „Die sogenannten Refognoszierungen spielen in der österreichischen Kriegführung zu allen Zeiten eine große Rolle. man möchte behaupten, daß diese Art von Unternehmungen nur dann einen Nutzen haben könne, wenn man aus denselben unmittelbar zur Schlacht überzugehen vermag. Ergibt die Rekognoszierung die Verhältnisse ungünstig, so Pann sie nicht schnell genug abgebrochen werden; zeigt sie hingegen eine vorteilhafte Sachlage, so muß diese auch sofort ausgenutzt werden, da sie sich in wenig Stunden vollkommen ändern fann“. Endlich möge noch das in After S. 154 erwähnte Erbieten Wittgensteins am Abend des 25. Platz finden. Dieser kam bei Barclay darum ein, daß er Dresden mit seinen ausgeruhten Truppen, wie ihm aussichtsvoll schien, in der kommenden Nacht überfallen und stürmen dürfe. Die Zustimmung dazu versagte Barclay mit dem Hinweise darauf, daß an diesem Tage nicht mehr angegriffen werden solle. Es wird die Auffassung Wittgensteins, der seit zwei Tagen schon im Kampfe mit den von ihm zurückgeworfenen Truppen St. Cyrs gewesen, die Dresdner Ostfront darnach beurteilen konnte und mit seinem Korps allein schon für die Stadteinnahme eintreten wollte, lediglich als ein Beleg
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/51&oldid=- (Version vom 21.11.2024)