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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/89

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Verkehr nach Norden und Osten hin, denn der Handel mied noch die beschwerlichen Wege durch das Gebirge und suchte sich seine Straßen weiter unten im Tieflande. Die Brücke entstand sicher nicht vor der Erbauung der Stadt.

Es war eine große Tat des Landesherrn, zweifellos des Markgrafen Dietrich, eine Stadt von bedeutendem Maßstabe in dieser stillen Gegend, die freilich durch ihre Lage an mehreren Flußläufen und zwischen kleinen Seen in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht manche Vorteile zu bieten schien, zu gründen und sie damit aus dem Dunkel des Waldes und Sumpfes herauszuheben an das Licht des Kultur- und Verkehrslebens. Zwar hat es dann Jahrhunderte gedauert, ehe die Bevölkerung aus den Vorteilen der Lage den rechten Nutzen zu ziehen verstand, aber der Erfolg hat schließlich doch die Voraussicht des Gründers bestätigt. Wir kennen die näheren Umstände der Stadtgründung nicht und ihre Zeit läßt sich nicht auf Jahr und Tag genau bestimmen. Doch der großangelegte Stadtplan steht noch vor aller Augen, da die Straßenzüge sich in den verflossenen sieben Jahr hunderten kaum merkbar verändert haben. Und daß der Marktplatz in seiner Größe noch allen Bedürfnissen einer Halbmillionenstadt genügt, macht den weitschauen den Absichten des Stadterbauers alle Ehre.

Eine Gründungsurkunde unserer Stadt gibt es nicht und es wird daher wohl auch keine Gründungsfeier geben. Benutzen wir aber wenigstens die siebenhundertste Wiederkehr des Tages, an dem der tatkräftige Fürst zuerst hier urkundet, um unsererseits sein Gedächtnis zu erneuern, indem wir diese Urkunde, die Dresdens Namen zum ersten Male nennt und den Ort damit in die Geschichte einführt, als ein ehrwürdiges Denkmal grauer Vorzeit den Freunden der heimatlichen Geschichte in getreuer Abbildung[1] darbieten.

O. Richter.




Die frühesten Dresdner Straßenanlagen.

Bei den Schleusenbauten sind in den letzten Jahrzehnten wiederholt Überreste der ältesten Dresdner Straßenbefestigung aufgedeckt worden, die über die Beschaffenheit des Grundes, auf dem die Stadt einst angelegt wurde, Aufschluß gaben. Die ganze Bodenfläche ist ursprünglich von einem von Gruna hereinkommenden Elbarme überflutet gewesen. Zur Zeit der Stadtgründung (um 1215) waren davon außer den großen Teichen, die

Querschnitt einer alten Knüppelweganlage in der Schloßstraße.

sich bis in die Neuzeit erhielten, dem Jüdenteich auf dem jetzigen Georgplatze und den beiden Seen entlang der Waisenhausstraße und der Gasse „am See“, noch zahlreiche kleinere Teiche und Tümpel zurückgeblieben. Diese wurden bei Anlegung der Gassen entwässert, aber auf dem schlammigen Untergrunde bedurfte es einer besonderen Befestigung der Fahrbahn. Man bewerkstelligte sie durch Herstellung von Knüppelwegen. Im Jahre 1874 sind kurze Strecken solcher Knüppelwege in der Badergasse (jetzt König Johann-Straße) und der Frohngasse ausgegraben worden; diese Gegend, die noch in später Zeit die amtliche Bezeichnung „das Loch“ führte, hat jedenfalls viele Wassertümpel aufzuweisen gehabt. Auf einen langen und besonders stark gebauten


  1. Die photographische Aufnahme der Urkunde verdanken wir der freundlichen Vermittlung des Herrn Oberregierungsrat Dr. Posse.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/89&oldid=- (Version vom 8.12.2024)