Zum Inhalt springen

Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/116

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von Ponickau, und die andere Hälfte mit dem Hersenthurme der Kommissionsrath Gutbier. Die Hälfte der Courtine vom Wilsdruffer Thore bis zum großen Opernhause besaß ebenfalls von Ponickau, während die andere Hälfte als Trockenplatz für das Hofwaschhaus benutzt wurde. Von der Zwingerbrücke an war fiskalischer Wallraum und ebenso befanden sich die Bastionen Luna und Sol, sowie die Brühlsche Terrasse, die Bastion Mars und die Courtine bis zum Pirnaischen Thore im Besitze des Fiskus[1]. Die Ueberlassung des die jetzige Terrasse umfassenden Raumes an den Grafen Brühl stand also keineswegs so vereinzelt da, wie vielfach geglaubt wird.

Es galt nun zunächst, mit den Eigenthümern dieser Plätze und Kasematten wegen der zu gewährenden Entschädigungen in Verhandlung zu treten, wobei in Aussicht genommen wurde, den Inhabern dieselben nach Abtragung der Festungswerke eventuell wieder zu überlassen, wenn sie ihr Eigenthumsrecht beizubehalten wünschen sollten[2]. Die Kommission, welche zur Leitung der Demolitionsangelegenheiten eingesetzt wurde, bestand aus dem Vizepräsidenten des Geheimen Kriegsrathskollegiums von Broizem, dem Geh. Finanzrath Freiherrn von Manteuffel, dem Kommandanten des Ingenieur-Korps und Direktor des Militär-Oberbauamts Oberst Backstroh, dem Hofrath und Oberamtmann Näke und einem Mitgliede des Rathes zu Dresden. An Backstrohs Stelle trat, als derselbe in Pension ging, im Jahre 1811 der Hauptmann Ernst Ludwig Aster, und die Besorgung der technischen Angelegenheiten wurde dem Generalstabschef von Gersdorff übertragen[3].

Bei Aufstellung der Pläne, nach denen mit Abtragung der Festungswerke vorgegangen werden sollte, wurde vorgeschlagen, den Brühl’schen Garten sowohl seiner Schönheit wegen, als auch wegen des Schutzes, welchen er gegen den Elbstrom biete, zu erhalten und ihn vom Schloßplatze aus durch Anlegung einer Freitreppe zugänglich zu machen. Die Idee zur Anlegung der Terrassentreppe[WS 1] ist also nicht vom Fürsten Repnin ausgegangen, wie gewöhnlich angenommen worden ist. Ferner wurde in Aussicht genommen die Anlegung eines Hafens und eines Packhofes, sowie die Verlegung des Wochenmarktes nach dem zwischen der Webergasse und dem Wilsdruffer Thor zu schaffenden freien Platze, dem späteren Antonsplatze. Gegen den letzteren Plan äußerte aber der Stadtrath Bedenken, und auch die Meinung des Publikums war über die Zweckmäßigkeit dieser Verlegung sehr getheilt. Die Anlegung der von der Marienstraße bis zur Zeughausstraße führenden Alleen, welche freilich erst viel später zur Ausführung kam, wurde ebenfalls bereits damals mit dem Bemerken in Betracht gezogen, daß dieselben der Stadt zur Verschönerung gereichen würden[4]. Der Palaisgarten sollte eine Erweiterung durch den nach Beseitigung der Festungswerke freiwerdenden Platz erfahren, und ferner sollte ein Theil der Festungsmauer am obern Bär in Neustadt stehen bleiben, da er einen wirksamen Schutz gegen die Eisfahrt bilde, doch war man sorgfältig darauf bedacht, daß diese stehenbleibenden Theile der Festungswerke nicht den Anschein von Fortifikationen behalten und auch bei eintretenden Kriegsfällen nicht wieder zur Vertheidigung gebraucht werden könnten[5]. An diesem Grundsatze hat man auch in der späteren Zeit noch festgehalten, wie ein Fall aus dem Jahre 1820 zeigt, als es sich um Abtragung der Bastion Sol handelte und man Bedenken trug, einen Theil derselben stehen zu lassen[6].

Den im Jahre 1763 für nothwendig befundenen großen Schleußenbau hatte man aufgegeben, indem man beabsichtigte, einige bereits vorhandene Schleußen sowie den Mühlgraben zur Ableitung der bisher in den Stadtgraben geflossenen Wässer zu benutzen[7].

Da zu allen Festungsbauten Fröhner von der Landbevölkerung gestellt werden mußten, so wurden auch wegen Niederlegung der Dresdner Festungswerke die deshalb nöthigen Ausschreiben erlassen. Es sollten 1000 Mann bei den Arbeiten beschäftigt werden, und man nahm, damit diese Dienstleistungen so wenig als möglich lästig fallen sollten, zunächst nur die Aemter des Meißner Kreises mit Ausschluß der am weitesten entlegenen Aemter Torgau und Oschatz, sowie einige nahe gelegene Aemter des gebirgischen Kreises in Anspruch. Die Herbeiziehung aller übrigen Kreise und Aemter wurde für später vorbehalten. Den Beamten wurde aufgegeben, das auf jedes Amt fallende Quantum, wie von jeher geschehen, nach dem Hufenfuße zu repartiren, sowie Veranstaltung dahin zu treffen, daß die Mannschaften von Woche zu Woche, mit Ausschluß der Sonn- und Festtage, durch eine gleiche Anzahl Arbeiter abgelöst würden. Die Arbeiter vom Lande mußten unentgeltlich gestellt werden, doch zogen verschiedene


  1. Acta, die Demolirung etc. Vol. I. Loc. 6363. Bl. 7. Rißschr. VII. Fach 83. Nr. 16.
  2. Acta, die Demolirung etc. Vol. I. Loc. 2505. Bl. 40. 43 u. die Demolirung etc. Vol. I. Loc. 6363. Bl. 95.
  3. Acta, die Demolirung etc. Vol. I. Loc. 2505. Bl 49. Rep. VIII. Dresden 486c. Bl 63.
  4. Die Demolirung etc. Vol. I. Loc. 6363. Bl. 95. Die Demolirung etc. Vol II. Loc. 2505. Bl. 260. 288. 307. Die Demolirung etc. Vol. II. Loc. 6363. Bl. 193.
  5. Die Demolirung etc. Vol. I. Loc. 2505. Bl. 146b. 150. Vol. III. Loc. 2506. Bl. 84. Die Demolirung etc. Vol. II. Loc. 6363. Bl. 189b.
  6. Rep. VIII. Dresden 493 f. Bl. 6.
  7. Die Demolirung etc. Vol. I. Loc. 2503. Bl. 97.

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/116&oldid=- (Version vom 27.7.2024)