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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/152

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bei Johann Wilhelm Harpeter erscheinenden „Rabbiner“ (1742)[1], und ebenso die Predigten Marperger’s (1742), Herrmann’s (1749), Grentz’ (1750), Mehner’s (1751), die im Verlag von Heckel erschienen waren[2]. Von den Schriftstellern, für deren auswärts verlegte oder gedruckte Schriften Mohrenthal als Kommissionär thätig war, seien hier nur die hervorgehoben, die sich in der deutschen Literaturgeschichte einen Namen gemacht haben, so z. B.[3] 1733 Gottsched’s Ode auf das Ableben August des Starken, und dessen Gedicht Sachsens völlig ersetzter Verlust, 1736 dessen Ode auf Kaiser Karl den Friedensstifter, 1733 Picanders Trauerode auf August den Starken, und dessen Ode auf die Leipziger Huldigung, 1734 dessen Carmen auf die Krönung des Kurfürstenpaares in Polen, 1733 Schellhafer’s Carmen auf die Leipziger Huldigung, 1736 Ulrich König’s „Beglückte Ankunfft“ des sächsischen Herrscherpaares in Dresden und des geschmacklosen, deutsch und französisch radebrechenden Deutschfranzosen Trömer „Gratulation an beyde Königl. Majestäten“, in rother Schrift und blauem Kupferstich.

Aber der Geschäftszweig, der bald alle übrigen an Bedeutung in Schatten stellte, war der umfassende Verlag, durch den er sich für die sächsische und Dresdner Geschichte ein nicht geringes Verdienst erworben hat. Da der Privilegienschutz nur die Sortimentsthätigkeit der Buchhandlungen betraf, so war es jedem Schriftsteller oder Geschäftsunternehmer unbenommen, Bücher zu verlegen und, nach damaligem Geschäftsgebrauch, seine verlegten Bücher direkt am Ort zu verkaufen, denn damals war der vom Sortiment getrennte Verlag im Gegensatz zum heutigen kein reiner Verlag, sondern man pflegte am Verlagsort einen eigenen Buchladen zum lokalen Absatz der verlegten Bücher zu halten. Diese Geschäftssitte finden wir auch bei Mohrenthal, dessen Verlagsartikel in Dresden einzig und allein in seinem Laden auf der Frauengasse zu haben waren[4].

Mohrenthal’s Verlag umfaßte keine streng wissenschaftlichen, gelehrten Bücher – dazu war Dresden nicht der geeignete Platz. Seine Verlagswerke[5] scheiden sich im Großen und Ganzen in drei Gruppen: in geschichtliche, in solche, die zu rein praktischem Gebrauch bestimmt waren, und in solche, die die wissenswerthen Ereignisse der Zeit weiteren Kreisen zur Kenntniß brachten. Dem praktischen Gebrauch waren z. B. die „Dreßdnische Adresse“, eine Art Fremdenführer (1735, 1737, 1739, 1749 und 1756), die Beschreibung des königl. grünen Gewölbes und die „Dreßdnische Gottesdienstordnung“ (1734, 1745) gewidmet; die Tagesneuigkeiten verzeichneten u. a. die Veröffentlichungen „Das Neueste der Zeit“, „Europäische Kriegs- und Friedensgeschichte“, die Schriften über die Salzburger Emigranten, die Beschreibungen der Dresdner Illuminationen und sonstigen Feste zu Ehren der Ankunft oder Krönung des sächsischen Herrscherpaares, vor allem aber der „Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten“, der 1729 einmal, von 1730 an zweimal im Monat erschien und die für Dresden wichtigen Tagesneuigkeiten und Begebenheiten vom Jahre 1700 ab sammelte[6]. Die Vorreden zu den einzelnen Jahrgängen kennzeichnen des Verlegers Mohrenthal und des Herausgebers Crell Bestrebungen und Absichten dabei sehr treffend. „Es ist darinne“, so heißt es 1743, „alles dasjenige, so bei dieser Residenz Dresden, bei Hofe und in der Stadt, vorgegangen, so viel zu schreiben in der Censur erlaubet[7], kürzlich mit historischer Feder ohne passionirte Anmerkungen und Critiken, um keinem zu nahe zu treten, enthalten und sind Sachen vor Gelehrte und Ungelehrte darinnen zu befinden“. Immer wiederholt sich die Bitte um Einsendung kurzer, wahrer Nachrichten, damit die Merkwürdigkeiten ihrer Aufgabe, alles geschichtlich


  1. Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten 1742 S. 24, vgl. ferner a. a. O. 1751 S. 96, 01753 S. 20.
  2. A. a. O. 1742 S. 48, 01749 S. 60, 01750 S. 52, 01751 S. 52.
  3. Vgl. z. B. a. a. O. Gottsched 1733 S. 40, 01736 S. 12; Picander 1733 S. 24, 36, 40, 1734 S. 20; Schellhafer 1733 S. 40; König 1736, S. 60 und Trömer, S. 92. Alle diese Einzeldrucke fehlen in Goedecke’s Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, ebenso sind Erich Schmidt (Allgem. deutsche Biogr. Bd. 38) die zahlreichen Gedichte Trömer’s in den von Mohrenthal verlegten Curiosa Saxonica entgangen.
  4. Ausdrücklich hebt Mohrenthal dies 1735 hervor: „Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten“ 1735 S. 8, auch findet sich in den Verzeichnissen der Geschäfte, wo die Mohrenthal’schen Verlagswerke zu haben waren, niemals ein Dresdner Geschäft aufgeführt.
  5. Größere Verzeichnisse von Verlagswerken finden sich in Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten, z. B. nach der Vorrede zum Jahre 1729 und 1730, ferner 1731 S. 49 (18 Stück), 1732 S. 49 (20 Stück). Auch die Curiosa Saxonica verzeichnen bisweilen einzelne Verlagswerke, so z. B. am Schlusse von 1751 acht Stück, 1752 neun Stück, 1754 zwölf Stück.
  6. 1732 gab Mohrenthal noch eine kurze Zusammenfassung aller für Dresden denkwürdigen Ereignisse aus den Jahren 1700 bis 1728 heraus, um, wie er sich im Vorwort ausdrückte, „die Dreßdnische Historie dieses Seculi zu completiren“. – Eine große Gefahr drohte den Merkwürdigkeiten 1730 durch Hilscher’s „Dreßdnischen Hodosophen oder Anzeiger“. Auf Mohrenthal’s Eingabe hin aber wurde aus dem Hilscher’schen Projekt auf kurfürstlichen Befehl Alles ausgeschieden, was die Merkwürdigkeiten beeinträchtigen konnte, vgl. Akten des Dresdner Rathsarchivs B. XVII. 50 Bl. 82.
  7. Die Zensur wird öfter erwähnt, vgl. z. B. die Vorreden zu 1736 und 1738. – 1735 S. 64 findet sich eine Berichtigung einer früheren Mittheilung mit der Bemerkung, daß „der Concipient hiervon dieserwegen vom hohen Gouvernement allhier besonders bestrafet worden“. 1738 wird versichert, daß alle Nachrichten vor der Aufnahme geprüft würden, damit „die oft mit unrechten Umständen inserirten Nova keiner Emendation bedürfen, wie man zeithero verschiedene mal wider Willen thun müssen“.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/152&oldid=- (Version vom 2.8.2024)