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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/199

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vieles befürwortet, was den Neubauten Mannigfaltigkeit verliehen hätte, dann aber vom Ministerium gestrichen worden ist. Heine ist selbst Mitglied der Konmission, was ich nicht wußte. Ich sehe ein, daß ich in meiner heute Morgen geschriebenen Begutachtung des Krügerschen Aufsatzes der städtischen Baubehörde zu nahe getreten bin und deshalb einer Zurechtweisung mich aussetze. Indessen ist die Hauptsache doch, daß der Fehler bekämpft werde, und die nähere Erörterung wird zeigen, nach welcher Stelle der Schlag zu führen ist.

24) Dienstag.... Die Zeichnung „David und Abigail“ wird sehr gefördert. – Zscheckel bringt mir einen Probedruck des Blattes „Simon schlägt tausend Philister“. Es ist tüchtig gearbeitet, nur fehlt es an Leben. Die Führung der Striche, die bei Gabers Arbeiten das Gepräge des erfindenden Künstlers stets beibehält und deshalb so warm und lebendig erscheint, erscheint hier steif und todt. – Schirmer hat nun auch den Felsen übermalt und die nachgedunkelten Schatten entfernt. Auch diese Aenderung thut dem Bilde wohl, wenn auch die Lebendigkeit der Behandlung des Meisters etwas abgeschwächt erscheint.... Rietschel schickt Prellers Album zu uns herüber....

25) Mittwoch. Mariä Verkündigung. Besichtigung von Prellers Album. Die schönsten Blätter sind die Skizzen der jetzt ausgestellten Kartons, die Bilder aus der Odyssee. Uebrigens tragen alle Blätter das Gepräge der Genialität und Großartigkeit.... Da heute Feiertag ist, fällt mein Gang nach dem Museum aus; um so besser kann ich mich meiner Bibelzeichnung widmen. – Auch vom dicken Ludwig kommt ein Geburtstagsbrief. Er befindet sich jetzt in einer falschen Stellung Devrient gegenüber. Devrient hat ihm den Antrag im vorigen Jahr auf Verlängerung des Kontrakts gemacht. Ludwig hat sich nicht entschließen können, sich zu binden. Nun möchte er gern bleiben über die durch den alten Kontrakt festgesetzte Zeit, möchte aber, daß Devrient ihm erneut Anträge machte, um als derjenige zu erscheinen, der gewünscht und gesucht wird. Statt daß Devrient ihm entgegenkommt, erneuert er den Kontrakt mit Grimminger, Ludwigs Nebenbuhler, wodurch dieser sich als zurückgedrängt erkennen muß. Ludwig hat durch Mißtrauen gegen Devrient sich in die fatale Lage gebracht, entweder die Verhältnisse, in denen er sich glücklich fühlt und die seinem Gedeihen förderlich sind, aufgeben oder Devrient nun seinerseits um Verlängerung des Kontrakts bitten zu müssen. Ludwig sollte die gute Lehre, die ihm geworden ist, beherzigen, mit Vertrauen und Bescheidenheit Devrient seine Wünsche eröffnen – ich bin überzeugt, daß Devrient sie erfüllen würde. – Besuch bei Frau von Quandt. Ich richte meinen Auftrag aus, indem ich sie bitte, ihrem Mann als vertrauliche Mittheilung zu sagen, daß wir seinen Geburtstag feiern möchten in einer Weise, die am Gründonnerstag, auf welchen diesmal Quandts Geburtstag fällt, oder auch am Vorabend nicht ausführbar ist und deshalb dieses acht Tage später thun möchten, wenn wir vernehmen, daß Quandt die spätere Feier annehmen will. Frau von Quandt wird ihren Mann fragen und mir dessen Meinung mittheilen. – Abends kommen Schäfers [1], Roquette und Hemken, und wir verleben recht heitere Theestunden, bei welchen wieder einmal meine Homerischen Hymnen beliebt werden.

26) Donnerstag. Mein Geburtstag.... Abends Gesellschaft. Rietschels, Gabers, .... Sachßes (Mutter, Tochter, Sohn und Schwiegertochter), Roquette, Hemken. Roquette hat ein Festspiel gedichtet: „Dürers Geburtstag“, es mit den Meinigen heimlich einstudirt, und heute wirds aufgeführt. Albrecht Dürer (Hemken), Agnes, seine Frau (Emmy), Katharina Fürlegerin (Marie), Willibald Pirckheimer (Roquette), Jürgen Dürers Diener (Eduard), Jakob, Pirckheimers Diener (Franz), die Muse (Mathilde Sachße). Das Stück ist sehr schön und die Aufführung vortrefflich. – Roquette, der überhaupt sich sehr verdient um unser Haus macht, hat neue Ehren sich erworben.... Die Heiterkeit ist groß.... Es wird „Des Königs Geburtstag, Vogelwiese“ aufgeführt, in seiner Art vortrefflich. Oppermann, den ich noch nicht unter den Gästen nannte, trägt viel zur Heiterkeit bei. Rietschel ist überaus vergnügt....

27) Freitag.... David und Abigail in sauberem Umriß zur Uebertragung auf das Holz vorbereitet. – Schirmer sagt mir, daß er, infolge von dessen Aufforderung, Hübners Familienbild gesehen hat und es sehr tüchtig finde. Das Bild wird nicht ausgestellt, und deshalb nehme ich Gelegenheit, Hübner mit seinem Bilde in seinem Atelier aufzusuchen. Das Bild ist allerdings sehr tüchtig gemacht. Es zeigt eine amerikanische Familie in vier Gestalten, Vater, Mutter, die sitzend mit einander Schach spielen, und zwei Töchter die hinter den Eltern stehen. Hübner nimmt meinen Besuch, wie mir scheint, sehr gut auf.... Im Begriff, Preller zu besuchen, und schon nahe an dessen sehr entfernter Wohnung, begegnet mir derselbe und sagt mir, daß er soeben mit seiner Frau mir einen Besuch zugedacht habe. Ich eile also wieder nach Hause, wo ich Preller, der gefahren ist, bereits finde im Kreise der Meinigen. Von uns begeben sich Prellers zu Rietschels, und wir werden von letzteren aufgefordert, uns auch einzufinden und den Abend mit ihnen zuzubringen. Das geschieht nun auch, und wir sind alle


  1. Arnold Schäfer, Historiker, Professor in Grimma, zuletzt Bonn, und seine Gattin, Eugenie, geb. Großmann aus Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/199&oldid=- (Version vom 3.7.2024)