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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/243

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von dem Qualm der Kerzen schwarz geräuchert war und von der es im Gedichte heißt:

Hört, was geschehen ist den Pfarrn:
Ihr Bischof Benn, der Abgott groß,
Sprach an zu Dresden sein Genoß,
Den schwarzen Herrgott (dem aldo
Die alten Weiber gar geno
Die Füß vor lauter Innigkeit
Abfressen han). Es wär ihm leid u. s. w.

Im Eingange des Gedichts wird Dresden und seine Umgegend mit folgenden Worten geschildert:

Ein luftig Au, vom Böhmerland
Bei sieben Meil, streicht durch den Sand,
Drin liegen Städt und Schloß gar viel,
Nur etlich itzt ich nennen will.
Der Königstein ist ein hohes Haus
Nah an der Grenz, da sieht man aus
Den Lilgen- und den Pfaffenstein,
Auch ander Berg do seind gemein.
Ein Kloster ward gestift darauf
Vom Oyben, Münch ein guter Hauf
Dahin gesetzt, die sollten Gott
Abbitten, was gesündigt hot.
....................................
Pirn, Schloß und Stadt, dem folget bald
Dresden das fürstlichst Lagr gezahlt,
Mit schöner Bruck ganz wohl geziert,
Ein Fürstenhaus, ist hübsch staffirt,
Die Stadt ist klein, doch wohl erbaut,
Nothfest; wen jucken thät die Haut,
Der möcht ihm dselbst sie krauen lan.
Ein lustig Heid leit bald daran,
Von Wilpret viel, hat nicht ihr gleich.
Die Elb von Fischen ist gar reich.
Von dannen an seind Weinberg viel
Die Au hinab bis an das Ziel,
Da Meißen leit. Die Wein seind gut,
So wachsen da, manch guten Muth
Sie machen; wers nicht glauben wil,
Der mags versuchn, doch nicht zu viel,
Denn Bacchus, übern Wein ein Gott,
Ihm große Kräft gegeben hot,
Er wirft manch Stolzen in den Koth[1].
  u. s. w.


Vereinsangelegenheiten.
Jahresbericht für 1899.

Vereinsschriften sind außer den „Dresdner Geschichtsblättern“ nicht herausgegeben worden. Auf die im Oktober 1896 mit dreijähriger Frist erfolgte Ausschreibung eines Preises von 600 Mark auf die Bearbeitung des Themas „Schriftthum und Buchdruck in Dresden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts“ ist eine Bewerbung nicht eingegangen. Vorträge hielten am 18. Januar Privatus von Brescius über den Abbruch der Salomonisbastion, am 15. Februar Professor Dr. Lehmann über die Kavaliertour eines jungen Dresdners (J. W. Griebe) 1661 bis 1664, am 15. März Oberkonsistorialrath D. Dibelius über die Ergebnisse der neuesten kirchenhistorischen Forschungen für die Reformationsgeschichte Dresdens, am 12. April Dozent Dr. Wuttke zur Bevölkerungsgeschichte Dresdens, am 11. Oktober Sekretär Haug zur Geschichte des landesherrlichen Grundbesitzes an der Ostra-Allee, am 8. November Rathsarchivar Dr. Richter über Dresden in den Hussitenkriegen, am 6. Dezember Generalmajor z. D. Freiherr von Friesen über die Verfassung des Hauptzeughauses zu Dresden im Anfange des 18. Jahrhunderts. Am 6. Mai wurde ein Ausflug nach Meißen zur Besichtigung des Domes unternommen. Das 30jährige Stiftungsfest beging der Verein am 10. Juni durch Veranstaltung einer Wanderfahrt nach Zittau und Oybin. Die Gesellschaft für Zittauer Geschichte bereitete dem Vereine auf dem Oybinberge einen höchst genußreichen Abend durch eine prachtvolle Beleuchtung der Klosterruine, mit der sich die Aufführung eines Mönchschors durch Mitglieder der Zittauer Liedertafel verband. Den Vormittag des 11. Juni verbrachten die Theilnehmer, an Zahl etwa 70, theils mit dem Besuche des Hochwalds, theils mit der Besichtigung des Oybinmuseums Dr. Moschkaus. In den Mittagsstunden wurde unter freundlicher Führung mehrerer Mitglieder des Zittauer Vereins, insbesondere seines Vorsitzenden Herrn Stadtrath Mietzsch, in Zittau die Kreuzkirche, das ehemalige Franziskanerkloster mit dem Stadtmuseum und der Stadtbibliothek, sowie die Petri- und Paulskirche besichtigt. Darauf vereinigte man sich in dem vom Stadtrathe zur Verfügung gestellten schönen Bürgersaale des Rathhauses zu einem Festmahle, an dem sich auch die Spitzen der dortigen Behörden betheiligten. Die Zittauer Tage werden den Theilnehmern der Fahrt in froher Erinnerung bleiben. – Bei der Ende September in Straßburg abgehaltenen Generalversammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine war der Verein durch seinen Vorsitzenden vertreten. Mitglieder sind während des Jahres neu eingetreten 51, dagegen verstorben 19 und ausgeschieden 11; am Jahresschlusse belief sich die Mitgliederzahl auf 659. Die Kassenverhältnisse sind trotz der im Vorjahre erfolgten bedeutenden Aufwendungen für den „Atlas zur Geschichte Dresdens“ völlig geordnete: die Einnahmen betrugen 4637 Mark (darunter 4062 Mark Mitgliedsbeiträge, 300 Mark Zuschuß der Stadtgemeinde, 243 Mark Erlös aus verkauften Veröffentlichungen), die Ausgaben 4360 Mark (darunter 2931 Mark Restzahlung auf die Herstellungskosten des „Atlas“, 956 Mark Druckkosten und Honorar der „Geschichtsblätter“, 412 Mark für Drucksachen, Schreiblöhne, Porto u. a.), der Kassenbestand am Jahresschlusse 1061 Mark.



Neu aufgenommene Mitglieder:
Brox, E. Reinhard, Oberstleutnant.
Döhler, J. E., Dr. phil., Direktor der höheren Töchterschule.
Eichler, Gustav, Rathssekretär.
Engert, Hugo, Versicherungs-Hauptagent.
Flügel, C. Aug., Polizei-Inspektor.
Hantzsch, Viktor, Dr. phil., Bürgerschullehrer.
Herrmann, Otto, Buchhalter (Plauen b. Dr.).
Kutzscher, Max, Gürtlermeister.
Lyon, Otto, Dr. phil., Professor, Stadtschulrath.
Oertel, Alfred, Dr. phil., Professor, Rektor.
Ruoff, Johannes, Gymnasiallehrer.
Schuffenhauer, Franz, Buchdruckereibesitzer.
Stuckart, Emil, Schuldirektor.
Stürenburg, Heinrich, Dr. phil., Professor, Rektor.



Inhalt: Zur Geschichte der Lebensmittelversorgung der Stadt Dresden. Von Robert Bruck. – Aus Julius Schnorrs Tagebüchern. XIV. – Die früheste dichterische Schilderung Dresdens.


Herausgeber Dr. Otto Richter, Rathsarchivar in Dresden, Kreuzstraße 10. – Druck und Verlag von Wilhelm Baensch in Dresden.

  1. In neuerer Schreibweise, nach dem Originaldruck in der Königl. öffentlichen Bibliothek (Hist. Sax. G. 202).
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/243&oldid=- (Version vom 17.8.2024)