unterirdische Gefängniß der Apostel Petrus und Paulus befindet. Es ist so tief, daß die Apostel mit Stricken herabgelassen werden mußten, wobei es sich einst ereignete, daß Petrus beim Herablassen an die Wand stieß, wovon die Spuren noch zu sehen sind. Griebe bemerkt dazu, daß Petrus hiernach einen harten Kopf gehabt haben müsse.
Auch in Rom nimmt Griebe einen Sprachmeister an, einen Deutschen, dem er monatlich eine Pistole zahlt. Während seiner Studien findet er aber noch Zeit genug, allerhand Sehenswürdigkeiten aufzusuchen, die er an der Hand einer von ihm auch namhaft gemachten Beschreibung in ödester Weise aufzählt. Ich hebe nur einiges Wenige heraus. Beim Besuch des Vatikans werden die Gemälde von Raffael und Michel Angelo nur flüchtig erwähnt ohne jede Andeutung, ob und wie sie ihm gefallen haben. Von der Laokoongruppe wird hervorgehoben, daß sie aus einem Stück weißen Marmor gefertigt sei, auch sei sie mit solcher Kunst gefertigt, „daß die Liebhaber der Statuen, sich nicht genug an derselben delectiren können“. Auch der Apollo von Belvedere, Antinous und Venus werden nur aufgezählt mit dem Zusatz, daß sie alle aus weißem Marmor sind. Die ganze Beschreibung der berühmten Sammlung umfaßt noch nicht eine Seite, während auf die Beschreibung mancher Kirche 6–8 Seiten verwendet werden. Auch die Engelsburg ist ziemlich ausführlich behandelt. Von der Villa Ludovisi heißt es: „Heunte haben wir des Prinzen Ludovisi Garten, in Augenschein genommen, Darinnen Drey schöne Lusthäußer, in welchen alles voll, von alten und neuen Statuen, auch Gemälden, anzutreffen.“ Viel interessanter als diese Kunstwerke ist ihm eine kostbare Bettstatt, die auf 100 000 Scudi bewerthet ist. Von der Gruppe des farnesischen Stiers wird gesagt, sie „läßet sich wohl sehen“; interessant daran ist ihm vor allem die Geschichte des Transports der Gruppe von Rhodus nach Rom, wobei der Strick an dem Ochsen ganz unversehrt geblieben ist. Der Niobidengruppe im Palazzo Medici wird nachgerühmt, sie sei „der maasen naturel fürgestellet, daß man nichts beßers wünzschen kann“. Auch im Palazzo und in der Villa Borghese wird nur flüchtig des Ueberflusses von Statuen und Schildereien gedacht, die zur Genüge vorhanden seien; einer besonderen Hervorhebung werden aber nur die Kostbarkeiten gewürdigt.
Eine uns als Dresdner speziell angehende Sache erwähnt er bei der Beschreibung des Franziskanerklosters S. Pietro in Montorio, der Stelle, wo Petrus gekreuzigt worden sein soll. Es heißt: „In diesem Kloster ist der Ehr vergeßene, Gottlose und leichtfertige Schelm Schober, welcher sich von denen Catholiqven, zu den Evangelischen gewendet und zu Alten-Dreßden Pfarrer worden, hernach die Evangelische Lutherische Lehre wieder verlaßen, von Alt Dreßden entlauffen und nach Rom gelauffen, gewesen, Nachdeme er aber seiner Hurerey wegen, in der grösten Hütze, nach Neapolis geschicket worden, ist er zusambt seinen Maul Esel, auff dem Wege schon vor 3 Jahren wie ein Viehe, verrecket. Par nobile fratrum.“
Im Jahre 1664 machen die Reisenden den Karneval mit. Derselbe bringt wie noch heute den Wagenkorso dem bekannten Confetti-Werfen. Die Freunde miethen dazu einen Balkon, wofür ein jeder ein Pistol oder 4 Thaler zahlen muß. Ferner brachte der Karneval Opernaufführungen und Wettrennen von Eseln, Pferden und Büffeln. Das Wettrennen der Büffel war das letzte. Da diesen Thieren der Ehrgeiz, die ersten am Ziele zu sein, vollständig fremd ist, so war das Wettrennen selbstverständlich ganz eigenthümlich; die faulen Ochsen mußten „mit Ringen durch die Nasen, darzu geschleppet und gezwungen werden“.
Nach dem Karneval wollten die Freunde einen Abstecher nach Neapel machen. Schon hatten sie mit einem Vetturino wegen eines Wagens akkordirt, da wird Griebe abermals von einem hitzigen Fieber befallen und er muß todtkrank in Rom zurückbleiben, während die Herren von Arnim mit ihrem Hofmeister nach Neapel reisen. Seiner Krankheit halber bekommt er aber einen Fastendispens, der dem Buche im Original beigebunden ist. Erst am 4. März, an welchem Tage die Herren von Arnim von Neapel zurückkommen, kann Griebe zum ersten Male wieder aufstehen, nachdem er 16 Tage im Fieber zugebracht hat und acht Mal an Armen und Füßen zur Ader gelassen worden ist. Sie blieben nun noch die Osterzeit in Rom, wohnten einem päpstlichen Konsistorium bei, bei welchem 400 Mädchen mit Heirathsgut ausgestattet wurden, der Gründonnerstagsfeier im Vatikan, der Fußwaschung und der am Ostertage, dem 5. April, vom Papste persönlich zelebrirten Messe.
Am 5. April machen sie einen Ritt nach Tivoli mit seiner schönen „Cascata“, dem Abfluß des Flusses Teverone, „welcher mit groser Gewalt ziemlich hoch, mit schrecklichen Geräusche über grose Klippen herabfället und sich zweymahl in dem Felßen ganz verlieret, Es stäubet oder spritzet auch das Waßer der maasen in die Höhe unten von dem Fall, daß es, wenn die Sonne darein scheinet, einen rechten schönen colorirten Regenbogen machet“. Der Palazzo Este mit seinen Gärten und Fontainen scheint ihm aber noch besser gefallen zu haben.
Nachdem sie am 19. April noch einer Kanonisierung beigewohnt haben, brechen sie am 19. April von Rom auf, und zwar wieder zu Pferde. Ihr erstes Ziel ist Loretto, von wo sie ihr Gepäck über Bologna nach Ferrara vorausschicken. Sie besichtigen die Kirche
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/271&oldid=- (Version vom 30.7.2024)