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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/273

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in Altdorf, wo übrigens nichts passirte, dauerte vom 15. Juni bis 5. Juli. An letzterem Tage fahren sie nach Nürnberg, wo sie in der „Goldenen Gans“ absteigen. Die Sehenswürdigkeiten, die ja alle noch vorhanden sind, übergehe ich, nicht unerwähnt bleiben darf jedoch die von Griebe gemachte Wahrnehmung, daß „die Mannes Bilder ingemein hübscher, als die Weibes Bilder formiret“ sind, ferner ein Besuch beim Eisenschneider Gottfried Leigebe, der Karls II. von England Bildniß zu Pferde, den Drachen bekämpfend, aus einem Stück Stahl ausgeschnitten hatte und dieses Stück auf 1000 Thaler hielt. Bekanntlich befindet sich dieses Kunstwerk in unserem Grünen Gewölbe.

Nach einwöchentlichem Aufenthalte in Nürnberg, am 12. Juli, wird die Weiterreise angetreten über Bamberg, Coburg, Ilmenau, durch den Thüringer Wald nach Erfurt, wo ihnen das gute Zerbster Bier, „welches so lange Zeit vor unsern Mund nicht kommen“, so trefflich mundet, daß sie „beynahe ein Räuschlein mit nach Hause genommen“ hätten. Am 18. Juli wird die Reise in einer Landkutsche fortgesetzt, für die sie bis Leipzig 12 Thaler geben. Ueber Weimar, Naumburg, Weißenfels, Rippach, Lützen und Ranstädt gelangen sie am 21. Juli in Leipzig an und steigen beim Torgauischen Bierführer am Brühl ab. Auf Einladung des Obristleutnants Kuffer begeben sie sich auf das Gut Abtnaundorf zu zweitägigem Aufenthalt, dann nach Pretzsch in das dem Kurfürstlichen Generalleutnant von Arnim gehörige Schloß, wo sie mit Freuden empfangen werden. Acht Tage werden hier mit Tanzen, Hetzen und anderem Wohlleben zugebracht. Am 31. Juli verabschiedet sich unser Griebe und begiebt sich mit Miethpferden nach Wittenberg zum Besuch seiner daselbst studierenden Brüder: am 5. August geht es mit der Post weiter in der Richtung nach Dresden. Nachdem er in Annaburg und Großenhain übernachtet hat, trifft er am 7. August in Dresden ein. Sehr charakteristisch für die damaligen hiesigen Verhältnisse ist, was er über den Empfang hier erzählt: „Allhier wurde ich unter der Wache angehalten, und woher ich komme und wem ich zugehörte, befraget? Nach dem aber der, von ihrer Churf. Durchl. zu Sachßen Herzog Johann Georgen dem Andern, bey meiner Abreiße gnädigst erhaltene und in Lateinischer Sprache verfaste Paß, dem Commendanten in Alten Dreßden, Herrn Johann Levin von Bölau, überbracht wurde, ließ mann mich alßbald paßiren, und habe ich ob erwehnten Paß, sonst an keinem Orthe, auff dieser ganzen Reise, produciren dürffen.“ Griebe erfährt, daß seine Eltern augenblicklich nicht in Dresden sind, sondern auf ihrem Gute Ober- und Niederlangenau sich aufhalten, bleibt daher nur einen Tag in Dresden bei seiner Schwester, Gattin des Hofpredigers Lucius, und reist am folgenden Tage zu seinen Eltern. „Womit, der Heiligen und Hochgelobten Dreyfaltigkeit sey Lob, Ehre, Preiß und Danck gesagt! welche mich zu Wasser und Lande gnädiglich erhalten, aus vielen Gefährligkeiten errettet, in schweren Kranckheiten dem Todte aus dem Rachen gerißen und durch die Heiligen Engel beschützet, daß mir auch nicht ein Finger verletzet worden, Ich gemacht habe, diesen meinen Reisen, ein glückseliges Ende.“

Die Reise nach Dänemark, 29. Juni bis 26. August 1665, bietet wenig Bemerkenswerthes. Die Gesandtschaft, welcher unser Griebe als Legationssekretär beigegeben war, besteht aus dem Hofmarschall Ernst Baron von Kanne, dem Hof- und Justizienrath Geheimen Kammersekretär Gabriel Voigt und dem Kammerjunker Hans Siegmund von Miltitz. Die Reise wird zunächst wieder auf der Elbe begonnen und zu Wasser fortgesetzt bis Lauenburg. Ein kurzer Aufenthalt unterwegs in Magdeburg wird benutzt zu einem Besuche des Bürgermeisters Otto von Guericke, des bekannten Erfinders der Luftpumpe, welcher Erfindung aber in der Reisebeschreibung nicht gedacht wird; er hat nur allerhand Raritäten und Wasserkünste gezeigt. In Lauenburg wird die Gesandtschaft von dem Herzog versorgt mit 6 Wagen und 36 Vorspannpferden, die sie ohne weitere Gefährde nach Lübeck befördern. Die Seefahrt von hier nach Kopenhagen, 20. bis 22. Juni, brachte wieder Grieben und fast allen anderen Theilnehmern die Seekrankheit. Ich will die Leser nicht ermüden mit Aufzählung der Fürstlichkeiten und Excellenzen, welchen in Kopenhagen Besuche gemacht wurden; ich schweige auch von den Audienzen und Empfängen; nur einiger Festlichkeiten muß ich kurz gedenken, welche der dänische Hof der sächsischen Gesandtschaft bereitete. Einmal besuchte man die dänische Flotte, wobei die Spiele gerührt und die Trompeten gehört wurden; unter anderem „schwunge sich ein Trompeter, welcher von einem Schiff an das Andere ein Seul gezogen, in der Lufft, hinge sich an ein Bein und bließ also mit dem Haubte unterwärts hangende die Trompete.“ Ein andermal wurden sie zu einer Schwanenjagd eingeladen, wobei die Jagdgesellschaft des Königs 30 Schwäne erlegte, diejenige des Kronprinzen sogar 116. Bei der Abschiedsaudienz passirte den Gesandten das Unglück, daß, als sie „etwan 1000 Schrit von dem Ambassadeur Hauße gefahren, der schöne vergüldete Wagen zubrach, daß Sie zu Fuße wieder nach Hause gehen und so lange daselbsten, bis Ihnen ein ander Wagen vorgerücket, warten musten, Welches bey denen Scharffsinnigen, vor kein gut Omen gehalten werden wolte.“ Die Rückreise ging zu Wagen nach Nykjöbing, dann zu Schiff nach Warnemünde. In Rostock wurde mit zwei Fuhrleuten unterhandelt.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/273&oldid=- (Version vom 30.7.2024)