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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/293

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8) Samstag ... Museum. Aus dem Ministerium wird ein kleines Bild zur Beurtheilung mir vorgelegt, das aus dem Nachlaß der Prinzessin Louise[1] aus Rom angekommen ist. Das Bildchen ist eine sehr schöne wohlerhaltene Originalskizze von Rubens, den heiligen Rochus darstellend. Es wird mir gesagt, daß der Minister es gern sehen würde, wenn ich zu ihm käme und noch ein anderes, aus Rom gekommenes Bild sähe. Dieser Weisung komme ich natürlich nach. Das andere Gemälde ist aus der Zeit, in welcher italienische Einflüsse die deutsche Kunst berührten; es hat manches Schöne, ist im Ganzen aber doch nicht so werthvoll wie jene Skizze, auch vermag ich den Meister nicht zu bestimmen. Der Herr Minister will veranlassen, daß der König beide Gemälde der Galerie überläßt ...

10) Montag ... Schirmer hat das Bild von Mart. Heemskerk gereinigt. Es ist ein sehr schönes Bild und, obwohl es durch allzu starkes Putzen sehr gelitten hat, immer noch seine 250 Thaler werth. Steinla hat es mit 50 Thaler veranschlagt ...[2]

11) Dienstag ... Im Dresdner Journal kommt ein Bericht über die Erwerbung der Steinla’schen Sammlungen. Ich hatte Clauß meine Berichte zur Verfügung gestellt und ich finde großentheils wörtlich das, was ich gesagt ...

12) Mittwoch ... Es beschäftiget mich heute der Entwurf zur Bergpredigt. Am Abend sehe ich, daß die Zeichnung nichts taugt und daß ich nur Elemente gefunden habe, aus denen ein besserer Entwurf hervorgehen kann.

14) Freitag. Die Bergpredigt wird nochmals vorgenommen, und ich darf hoffen, daß der neue Entwurf besser wird und beibehalten werden kann. ... Museum. Im Restaurationszimmer finde ich die beiden Bilder, welche mir neulich der Minister zeigte ... Die Gemälde sind von einem Schreiben begleitet, in welchem gesagt wird, daß der König auf Vortrag des Ministers sich bewogen gefunden hat, dieselben der Galerie zu überlassen. Die Skizze von Rubens – oder von Van Dyck, wie Renner[3] meint – ist vortrefflich; das andere Bild immerhin auch interessant ... Es ist ein Bild deutschen Ursprungs und unter italienischem Einfluß entstanden, der Meister fürs erste noch nicht zu ermitteln.[4]

15) Samstag ... Ade schickt mir einen Probedruck des Blattes David und Abigail: Es ist gut gearbeitet. – Galerie-Kommission. Rietschel und Peschel sind zugegen. Beide freuen sich über die beiden vom König geschenkten Bilder, besonders über die Skizze von Rubens. Mit größter Befriedigung sehen wir das in der meisterhaften Restauration nun vollendete Bild von M. Heemskerk, das, wenn nicht das schönste, doch eines der schönsten Bilder aus der Steinla’schen Sammlung ist.[5] Außer allem Zweifel gehörte zu diesem Fragment ein Hauptbild und ein entsprechendes Flügelbild. Denkt man sich dann die Form des Ganzen, so wird man zu der Annahme geleitet, daß unser Bild nicht nur insofern Theil eines Ganzen, sondern auch an sich nur Theil eines Theiles ist, daß nämlich das Bild ein stark überhöhtes Flügelbild war und der untere Theil der Figuren abgeschnitten ist ...

17) Montag. Am Morgen wird der neue und bessere Entwurf zur Bergpredigt fertig. Ein Herr aus Warschau, Namens Skarnitzki, wenn ich recht gehört, besucht mich. Er ist im Besitz des Sechskampfes, welchen ich in Wien malte und den damals (1816) Speck kaufte, und, wie es scheint, hält er etwas auf das Bild ...

20) Donnerstag ... Um 3 Uhr finde ich mich bei Frau Gräfin Radolinska ein, wohin ich durch Peip geladen bin. Mitgäste sind Geheimer Rath von Langenn, Carus, der englische Maler Wheelwright und Professor Harms aus Kiel (Liebners Schwiegersohn). Bei so guter Gesellschaft kann man sich nur gut unterhalten ...

26) Mittwoch ... Gaber ... bringt mir einen Druck des Blattes „Christi Darstellung im Tempel“, das von ihm selbst, folglich sehr schön gearbeitet ist ...

27) Donnerstag. Museum. Zweite Begegnung mit Hübner daselbst. Gespräch über Kunstwerke in England. Er hat natürlich vieles gesehen, was mir unbekannt geblieben ist (Windsor), manches habe aber ich gesehen, was er nicht kennen gelernt hat. Endlich haben wir das meiste alle beide gesehen. Hübner hat übrigens, wie zu erwarten, gut gesehen, und es ist gut mit ihm über das Gesehene reden. Er ist klug und gebildet ... Steinbrecher bringt mir einen Druck seiner nun vollendeten Platte „Die Versuchung Christi“. Das Blatt ist untadelhaft gearbeitet, nur der Teufel kann sich beklagen; denn dem hat der Holzschneider ein verdammt schiefes Maul geschnitten, wozu der Teufel ihn nicht brauchte ...

29) Samstag ... Galerie-Kommission, gegenwärtig Hübner und Rietschel. Hübner erklärt sich entschieden und umständlich gegen die Originalität jener Rubens-Skizze ...


  1. Louise von Lucca, geb. 2. Oktober 1802, † 18. März 1857, zweite Gemahlin des Prinzen Maximilian von Sachsen, Stiefmutter des Königs Johann.
  2. S. weiter unten unter dem 15. August.
  3. Johann Renner, Inspektor an der Königlichen Gemäldegalerie.
  4. Wörmanns Katalog (große Ausgabe, vierte Auflage vom Jahre 1899) zu Nr. 806 A schreibt das Gemälde, ein dreitheiliges Altarbild, der Richtung des Hendrik Bles (geb. zu Bouvignes um 1480) zu. Bles lebte in Italien, später in den Niederlanden.
  5. Nach Wörmanns Katalog zu Nr. 1966 rührt das Bild („Bruchstück einer Beweinung Christi“) von Barthel Bruyn (geb. 1493 zu Köln) her.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/293&oldid=- (Version vom 17.8.2024)