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Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen

168—170. Die Faucallaute. 65


derselben sind die l-Laute. Laterale Verschlusslaute finden sich, soweit bekannt, in den indog. Sprachen nur vor oder nach l-Lauten als Vertreter von medianen Verschlusslauten, nament-

lich Dentalen und Palatalen.

3. Die Faucallaute.

168. Faucale Laute werden, wie bereits 144 angegeben wurde, durch Articulation des weichen (raumens gegen die hintere Rachenwand gebildet. Da nun, wie ebenfalls bereits früher (133) angedeutet wurde, zwischen Gaumensegel und Rachenwand ein eigenes Reibungsgeräusch, das zur Sprachlautbildung diente, nicht erzeugt wird, wenn das Gaumensegel gesenkt ist, so ergibt sich, dass faucale Reibelaute einstweilen nicht zu statuiren sind. Dagegen wirkt die Schliessung und Oeffnung der Gaumenklappe ganz ebenso wie z. B. die Schliessung und Oeffnung der Lippen von p- oder b-Lauten u. dgl., d. h. durch die Schliessung und Oeffnung (sammt der Verschlussstellung) der Gaumenklappe entstehen faucale Verschlusslaute in demselben Sinne wie labiale Verschlusslaute bei ähnlicher Action der Lippen u. s. w. (vgl. oben 107).

169. Ein Durchgang durch die Verschlussstellung der Gaumenklappe ist natürlich überall da vorhanden, wo ein reiner Mundlaut neben einem Mundnasenlaut oder einem Nasenlaut gebildet wird (vgl. 133 ff.), aber die Wirkung des Faucalschlusses bez. der Faucalöffnung kommt fast nur dann deutlicher zur Geltung, wenn der Mundcanal gleichzeitig abgesperrt und die Schliessung und Oeffnung der Gaumenklappe demnach der einzige schallbildende Articulationsact des Ansatzrohrs ist. So hört man z. B. den Knall bei der Oeffnung der Gaumenklappe leicht beim Uebergang vom t zu n oder b zu m in Wörtern wie Aetna, abmachen, viel schwieriger (fast nur beim Flüstern) den schwächeren Knall, der durch die Oeffnung des Halbverschlusses (vgl. 140) bei der Verbindung von Spiranten mit Nasalen, wie sna, sma entsteht, und bei der Verbindung von beliebigen Mundlauten mit Nasalvocalen erfassen wir überhaupt wohl nur die Mundlaute, in Verbindungen wie pạ, fạ also nur die Lippenlaute p, f. Die Gleitlaute, die durch Schliessung der Gaumenklappe entstehen, sind ebenfalls im (ranzen wenig deutlich ausgeprägt.

170. Die eigentliche Articulationsstelle der Faucallaute ist nur wenig variabel, insofern das Gaumensegel höchstens etwas

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/85&oldid=- (Version vom 23.5.2022)