John Ludwig Wilhelm Müller, Oskar Ludwig Bernhard Wolff: Egeria. Sammlung Italienischer Volkslieder. | |
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Deutschen, Serben u. s. w., ab, da in dem zerstückelten Lande keine Thaten der echtesten Vaterlandsliebe mehr geschehen können, und also eine Hauptquelle für die Volkspoesie versiegt ist. – Dagegen aber erfreuen sie sich einer seltenen Unbefangenheit, eines schlagenden Witzes und eines ausgezeichneten Wohllauts. – Es kann jeder Augenblick neue gebären, die sogleich die Rechte der älteren erben, und nur solche, die für alle Zeiten treffend erscheinen, erhalten sich durch ihre tägliche Anwendung. – Dagegen sind sie aber auch ganz Volkseigenthum; der welsche Gelehrte bekümmert sich in seiner vornehm thuenden Pedanterie nicht um dieselben, und würde sich für sehr beleidigt halten, wollte man ihm zumuthen, sich mit der scienza plebea zu befassen; vom Volke bekommen sie ihr Daseyn, in ihm leben sie fort, bis andere sie ablösen.
Anders ist es mit den Volksbüchern. – Diese erhalten sich fort durch das Ausserordentliche, Uebernatürliche, Wundervolle, das grösstentheils ihren Inhalt ausmacht. – Der Italiener gleicht hierin einem lebhaften Kinde, dem das Alltägliche Langeweile macht; Vater, Mutter, und wer sonst sich mit ihm beschäftigt, soll ihm etwas Ausserordentliches erzählen, das seine ganze Phantasie aufregt, und ihr für längere Zeit Nahrung giebt. – Es hört dasselbe immer
John Ludwig Wilhelm Müller, Oskar Ludwig Bernhard Wolff: Egeria. Sammlung Italienischer Volkslieder.. Ernst Fleischer, 1829, Seite x. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Egeria.djvu/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)