Seite:Elektrische und Optische Erscheinungen (Lorentz) 103.jpg

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spielt, braucht hier wohl kaum in Erinnerung gebracht zu werden. Fresnel gründete seine Erklärung des Arago’schen Prismenversuchs auf den Werth des Fortführungscoefficienten. Spätere Forscher haben die Gleichung auf viele andere Fälle angewandt und aus derselben abgeleitet, dass die Bewegung der Erde bei den meisten Versuchen mit irdischen Lichtquellen ohne Einfluss ist, und dass Versuche mit dem Lichte eines Himmelskörpers so ausfallen müssen, als ob die durch die Aberration veränderte Richtung die wirkliche wäre. Wie einfach sich die theoretischen Betrachtungen gestalten, wenn man nicht die Richtung der Wellen, sondern den Gang der Lichtstrahlen ins Auge fasst, habe ich, nach dem Beispiele des Hrn. Veltmann[1] in meiner Abhandlung vom Jahre 1887 dargethan[2]. Ich beschränkte mich damals auf isotrope Körper, da es mir noch nicht bekannt war, wie das Fresnel’sche Gesetz für Krystalle zu erweitern sei. Jetzt, da es sich gezeigt hat, dass die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten der Lichtstrahlen in diesen Körpern dem einfachen, in der Formel (87) ausgedrückten Gesetze gehorchen, ist es leicht nachzuweisen, dass auch die doppelte Brechung der Strahlen unabhängig von der Erdbewegung ist[3]. Man kann zu diesem Zwecke von einem einfachen, aus dem Huygens’schen Princip folgenden Satz ausgehen, den ich mir erlaube, hier noch kurz anzuführen.

Es seien A und B zwei beliebige, etwa in verschiedenen, an einander grenzenden Medien liegende Punkte. Von dem einen zum anderen kann im allgemeinen nur eine beschränkte Anzahl von Lichtstrahlen gehen. Bildet man nun für einen solchen Strahl, sowie für andere wenig davon abweichende Wege zwischen A und B, das Integral

in dem U die Geschwindigkeit für einen dem Linienelemente ds


  1. Veltmann. Pogg. Ann., Bd. 150, p. 497, 1873.
  2. Lorentz. Arch. néerl., T. 21.
  3. Eine Ableitung dieses Satzes aus der Formel (87) habe ich in den Zittingsverslagen der Akad. T. Wet. te Amsterdam, 1892—93, p. 149, publicirt.