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Emilia. Gewiß? Sind sie alle geborgen? Ist ihnen nichts wiederfahren? – Ah, was ist dieser Tag für ein Tag des Schreckens für mich! – Aber ich sollte nicht hier bleiben; – ich sollte ihnen entgegen eilen –

Marinelli. Wozu das, gnädiges Fräulein? Sie sind ohnedem schon ohne Athem und Kräfte. Erholen Sie sich vielmehr, und geruhen in ein Zimmer zu treten, wo mehr Bequemlichkeit ist. – Ich will wetten, daß der Prinz schon selbst um Ihre theure ehrwürdige Mutter ist, und sie Ihnen zuführet.

Emilia. Wer, sagen Sie?

Marinelli. Unser gnädigster Prinz selbst.

Emilia. (äußerst bestürzt) Der Prinz?

Marinelli. Er floh, auf die erste Nachricht, Ihnen zu Hülfe. – Er ist höchst ergrimmt, daß ein solches Verbrechen ihm so nahe, unter seinen Augen gleichsam, hat dürfen gewagt werden. Er läßt den Thätern nachsetzen, und ihre Strafe, wenn sie ergriffen werden, wird unerhört seyn.

Emilia. Der Prinz! – Wo bin ich denn also?

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Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/80&oldid=- (Version vom 31.7.2018)