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Der Prinz. Der denkende Künstler ist noch eins so viel werth. – Aber das Original, sagen Sie, fand dem ungeachtet –

Conti. Verzeihen Sie, Prinz. Das Original ist eine Person, die meine Ehrerbietung fodert. Ich habe nichts nachtheiliges von ihr äußern wollen.

Der Prinz. Soviel als Ihnen beliebt! – Und was sagte das Original?

Conti. Ich bin zufrieden, sagte die Gräfinn, wenn ich nicht häßlicher aussehe.

Der Prinz. Nicht häßlicher? – O das wahre Original!

Conti. Und mit einer Miene sagte sie das, – von der freylich dieses ihr Bild keine Spur, keinen Verdacht zeiget.

Der Prinz. Das meynt’ ich ja; das ist es eben, worinn ich die unendliche Schmeicheley finde. – O! ich kenne sie, jene stolze höhnische Miene, die auch das Gesicht einer Grazie entstellen würde! – Ich leugne nicht, daß ein schöner Mund, der sich ein wenig spöttisch verziehet, nicht selten um so viel schöner ist. Aber, wohl gemerkt,

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Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)