Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 020.jpg

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10 Vorrede. Beschreibung des Landes.


Starre in dem flüssigen, weichen Wasser steckt, dass es alles, was mit ihm in Berührung kommt und von seinem rauchenden Dampfe befeuchtet wird, plötzlich in wirklichen Stein verwandelt, so dass nur die äussere Gestalt noch bleibt. Es soll dort auch noch mehrere andere Quellen geben, die durch Wasserzufluss zu Zeiten steigen, ihr Becken ausfüllen, übertreten und einen Tropfenregen nach oben werfen; zu andern Zeiten schläft ihr Sprudel ein, sie sind kaum in der Tiefe noch sichtbar und werden von Höhlen unten im Innern der Erde verschluckt. So kommt es, dass sie zur Zeit ihres Übertretens ihre Umgebung mit weissem Schaume bespritzen, zur Zeit ihres Rückganges selbst für ein scharfes Auge nicht sichtbar sind. Auf dieser Insel ist auch ein Berg, der infolge des Aufwallens eines ununterbrochenen Brandes einem zum Himmel reichenden Berge gleicht und ewigen Brand durch ununterbrochenes Ausspeien von Flammen unterhält. Diese Erscheinung ist ebenso wunderbar, wie die vorher erwähnten, insofern das Land, das doch äusserst kaltes Klima hat, so[7] 7 reichlich die Mittel für diese Hitze in sich schliesst, dass es das ununterbrochene Feuer mit versteckter Nahrung versehen und ewige Anregung für die Erhaltung der Gluten gewähren kann. An diese Insel wälzt sich auch zu fest bestimmten Zeiten eine endlose Menge von Eis heran. Wenn dieses naht und auf die rauhen Klippen auftreibt, da hört man aus der Tiefe gebrochene Stimmen und mannigfaches Getöse seltsamen Geschreis, wie wenn die Klippen brüllten. Daraus ist der Glaube entstanden, dass dort die Seelen, die wegen eines schuldvollen Lebens zu Strafen verdammt sind, in der grossen Kälte ihre Sünden abbüssen. Ein abgehauenes Stück dieser Eismasse entschlüpft dem festen Verschlusse, wenn das obenerwähnte Eis vom Lande sich lostrennt, mag es auch in noch so enger Umschlingung und Verknotung verwahrt sein. Der Sinn staunt voller Verwunderung, wie eine Sache, die mit unauflöslichen Riegeln versperrt und durch vielfache Verschlingung von Hemmnissen eingeschlossen ist, in der Weise dem Abzuge der Masse, von der sie ein Teil war, nachfolgt, dass sie alle Sorgfalt der Überwachung durch unabwendbares


Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_020.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)