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I. Skiold, Gram. 17


den Augen des Heeres der Deutschen und der Dänen; er tötete ihn und brachte den ganzen alemannischen Stamm, als durch den Tod seines Führers im Kriege besiegt, in tributpflichtige Abhängigkeit. Er machte sich nicht allein durch die Waffen, sondern auch durch seine Vaterlandsliebe bemerklich. Ruchlose Gesetze schaffte er ab, heilsame gab er, und alles, was zur Hebung des Vaterlandes diente, setzte er mit grosser Sorgfalt ins Werk. Auch die Herrschaft, die durch die Schlechtigkeit des Vaters verloren war, errang er wieder durch seine Tüchtigkeit. Als erster erliess er ein Gesetz über den Widerruf von Freilassungen. Da ein Sklave, dem er die Freiheit geschenkt hatte, ihm heimlich nach dem Leben trachtete, setzte er die scharfe Bestrafung fest, gleich als ob es billig wäre, dass das Vergehen eines einzelnen die Bestrafung aller Freigelassenen zur Folge habe. Aller Schulden bezahlte er aus seinem Schatze und wetteiferte so zu sagen mit anderen Königen an Tapferkeit, Freigebigkeit und Milde. Kranke versah er mit Pflege und gewährte gütig den Schwerkranken Heilmittel; damit bezeugte er, dass er die Sorge für das Vaterland auf sich genommen habe, nicht für sich. Die Vornehmen ehrte er nicht allein durch Zuwendungen zu Hause, sondern auch durch die den Feinden abgenommene Beute und pflegte zu sagen, das Geld müsse den Kriegern, der Ruhm dem Führer zufliessen.

Das Mädchen, um welches er gekämpft hatte, erhielt er, befreit von dem scharfen Mitbewerber, als Kampfpreis und nahm sie in die Ehe. Sie gebar ihm bald einen Sohn, Gram. Dessen wunderbare Anlage gab so sehr die tüchtigen Eigenschaften des Vaters wieder, dass sie vollständig in deren Spuren ihren Lauf zu machen schien. Seine mit den hervorragendsten Gaben des Leibes und der Seele ausgerüstete Jugend führte er zum höchsten Gipfel des Ruhms, und von den Nachkommen wurde seiner Grösse eine solche Bedeutung beigelegt, dass in den ältesten dänischen Gedichten mit seinem Namen die erlauchten Könige genannt werden. Was zur Stärkung und Ausbildung der Kräfte dient, das handhabte er mit angestrengter Rührigkeit. Bei den Kämpen lernte er


Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_027.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)