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I. Hading. 33

Nicht mag ich länger leben als das teure Pfand.
Mit beiden Händen fasse freudig ich das Schwert,
Zum Kampfe will ich, ohne Schild, mit nackter Brust
Jetzt schreiten, Waffe sei mir nur der Klinge Stahl.

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Hell leuchten soll der Ruf von meinem Kampfesgrimm,

Zu Boden strecken will ich kühn des Feindes Schar;
Nicht soll verdriessen mich ein langer Waffenstreit,
Nicht soll, durch Furcht gebrochen, ruhn der Kampfesdrang.

Nach diesem Sange packte er mit beiden Händen den Schwertknauf, warf, die Gefahr missachtend, den Schild auf [27] 27den Rücken und trieb viele in den Tod. Da rief Hading nach dem Schutze seiner Freunde, der Riesen, und sogleich nahte Vagnopht als Streiteshelfer seinen Reihen. Als Asmund sein krummes Schwert erblickte, liess er seinen Groll in folgenden Gesang sich ergiessen:

Sprich! was kämpfst Du mit krummem Schwerte?
Bald wird Dir bringen mein Schwert das Verhängnis,
Wurfspeer, geschleudert, den Tod Dir gebären.
Traun! Du vermeinest den Feind, den die Faust nur

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Mag überwinden, mit Sprüchen zu schlagen,

Mehr mit dem Wort, als mit Kraft anstrebend,
Setzest Vertrauen auf mächtigen Zauber.
Sprich! Warum stösst Du mich fort mit dem Schilde,
Drohst mir so kühn mit geschwungenem Speere?

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Bist Du erfüllt doch mit schlimmen Verbrechen,

Decken Dich schmähliche Male in Fülle;
Dich hat kenntlich die Schande gezeichnet,
Dich, Du von Lastern stinkendes Dickmaul!

Als er noch so eiferte, durchbohrte ihn Hading mit dem geschwungenen Wurfspeere. Jedoch auch Asmund fand noch Trost für seinen Tod: mit dem schwachen Reste seiner Kraft brachte er dem Beine seines Mörders eine Wunde bei und machte ihn zur Strafe für immer lahm; durch diese schwache Bethätigung seines Strebens nach Rache machte er seinen Tod unvergesslich. So traf den einen die Lähmung eines Gliedes, den andern erreichte das Lebensziel. Seine Leiche wurde in feierlichem Zuge getragen und in Upsala mit königlichem Begängnisse beigesetzt. Seine Gemahlin Gunnilda nahm sich, um ihn nicht zu überleben, mit dem Schwerte das

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)