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I. Hading. 37


Denn von den Himmlischen einen, in fremdem Körper geborgen,
Traf Deine ruchlose Hand; so stehst Du als segnender Gottheit

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Mörder nun hier! Doch wenn Du dem Meer Dich vertrauest, dann wirst Du

Wild entfesselte Wut von Aeolus Kerker erfahren;
Dich wird jagender West, Dich Nord, Dich scheuchen der Ostwind,
Alle sie müh’n sich vereinet entsetzlichen Sturm zu erheben;
Bis Du die Härte der Götter mit reichem Gelübde erweichest,
Bis mit sühnendem Opfer gebührende Busse Du darbringst.

Nachdem Hading von dieser Stätte geschieden war, musste er alles dieses Unheil in einem Zuge über sich ergehen sehen, und eines jeden Ortes Ruhe störte er durch seine Ankunft. Wenn er zur See fuhr, so entstand schweres Unwetter und zerschlug ihm mit gewaltigem Sturme seine Schiffe; suchte er als Schiffbrüchiger gastliche Stätte, so empfing ihn jäher Zusammensturz des Hauses. Erst dann wurde der Fluch von ihm genommen, als er seine Frevelthat durch Opfer sühnte und die Gunst der Götter wieder gewinnen konnte. Damit die Götter ihm wieder ihre Gnade zuwandten, opferte er dem Gotte Frö schwarze Opfertiere. Diese Art des Opfers wiederholte er im jährlichen Umlaufe der Tage und hinterliess sie auch der Nachwelt zur Nachachtung. Fröblod nennen die Schweden dieses Opfer.

Als er vernahm, dass ein Riese die Regnilda, die Tochter des Haquinus, Königs der Nitherer, sich zur Gemahlin ausbedungen hatte, so regte sich in ihm der Unwille über die unwürdige Abrede, und in tiefem Abscheu gegen die in Aussicht genommene Verbindung vereitelte er mit edlem Wagnis die Hochzeit; er ging nach Norwegen und erlegte den gräulichen Freier des Königskindes im Kampfe. Ritterpflicht ging ihm weit über Stillliegen, und wo er das Wohlleben eines Königs hätte geniessen können, war es ihm der grösste Genuss, nicht nur sich, sondern auch andere gegen Unbill kämpfend zu schützen. Da er durch Wunden in grosser Zahl entkräftet war, liess die Jungfrau ihm, ihrem Wohlthäter, heilende Pflege zu teil werden, ohne dass sie ihn kannte. Damit ihr nun nicht eine Zwischenzeit ein Wiedererkennen unmöglich mache, zeichnete sie sein Bein kenntlich durch einen in eine Wunde eingeschlossenen Ring.

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)