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42 Erstes Buch.


möglichen frechen Thaten, verbreitete, den Ruf seiner Grausamkeit weithin, und die Kunde von seiner Bosheit wurde so allgemein, dass er mit dem Beinamen „der Bösewicht“ belegt wurde. Jedoch auch das Ausland liess er nicht in Ruhe, und nach gräulicher Peinigung des Vaterlandes suchte er auch Sachsen heim. Als dessen Herzog Sygfridus um Frieden bat, weil seine Leute im Kampfe litten, so sagte er Erfüllung des Gesuches zu, wenn er sich zu dem Versprechen verstünde, im Kampfe mit Hading sein Bundesgenosse zu sein. Jener wollte zwar nicht und fürchtete sich, auf den Vorschlag einzugehen, aber Tosto zwang ihn durch scharfe Drohungen zu der verlangten Zusage: was durch sanftes Zureden nicht erlangt wird, das wird eben oft mit Drohungen durchgesetzt. In einer Landschlacht wurde Hading von ihm besiegt; als dieser aber auf seiner Flucht auf die Schiffe des Siegers stiess, machte er sie durch Anbohrung der Seiten unbrauchbar für eine Fahrt und lenkte einen von ihm bestiegenen Nachen aufs hohe Meer hinaus. Tosto nahm an, er sei gefallen und suchte ihn lange unter den ungesonderten Leichen; als er ihn aber nicht fand, ging er zu seinen Schiffen zurück und sah aus der Ferne das kleine Fahrzeug mitten auf den Wellen des Meeres sich schaukeln. Er liess einige Schiffe in See stechen um mit ihnen auf den Nachen Jagd zu machen, wurde aber durch die Gefahr, dass die Schiffe zu Boden gingen, zur Umkehr genötigt und erreichte mit Mühe den Strand wieder. Da nahm er andere Schiffe, die nicht angebohrt waren und machte sich wieder auf die Verfolgung. Hading sah voraus, dass er eingeholt werden würde, und fragte seinen Begleiter, ob er schwimmen könnte; als der nein sagte, da stürzte er, weil er zu entwischen nicht mehr hoffen konnte, sein Boot mit Absicht um, barg sich in seine Höhlung und liess so seine Verfolger glauben, dass er umgekommen sei. Dann aber überfiel er den Tosto, der sich im Gefühl voller Sicherheit gierig mit der übrig gebliebenen Beute befasste, plötzlich, erschlug seine Leute, zwang ihn, die Beute im Stiche zu lassen und fand so Rache für seine Flucht in der Flucht des Gegners.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_052.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)