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IV. Wermund., Uffo. 155

 rückte, schlug er ihn mit einem einzigen Hiebe mitten durch. Der Klang erquickte den Alten; jetzt höre er das Schwert seines Sohnes, sagte er, und fragte, welchen Körperteil er mit dem Hiebe getroffen habe. Als die Diener ihm berichteten, nicht einen einzelnen Teil des Körpers habe er getroffen, sondern sogleich den ganzen Leib des Mannes durchschlagen, da trat er von dem jäh abfallenden Rande weg wieder mitten auf die Brücke; so freudig, wie er das Todesgeschick gewünscht, suchte er jetzt wieder das Leben. Uffo wünschte den andern Feind gleichwie den ersten abzuthun und feuerte nunmehr den Königssohn mit drängenden Worten an, er solle den Manen des für ihn gefallenen Trabanten Rache als gebührende Todesfeier darbringen. Der musste notgedrungen auf diese Mahnung hin näher kommen; da erspähte Uffo bedachtsam die rechte Stelle für seinen Hieb, drehte das Schwert auf den Rücken, weil er fürchtete, dass die dünne Seite der Klinge seinen kräftigen Hieb nicht aushielt und durchschlug ihn mit einem Schlage, der den ganzen Körper mitten durchschnitt. Als Wermund das hörte, sagte er, Skreps Klang habe zum zweiten Male sein Ohr getroffen. Als seine Umgebung ihn versicherte, dass beide Gegner von seinem Sohne abgethan seien, da übermannte ihn die Freude so, dass Thränen über sein Antlitz rannen; so netzte Freude die Wangen, welche der Schmerz nicht hatte nass machen können. Die Sachsen, niedergeschlagen und gedemütigt, bestatteten die beiden Kämpfer mit bitterer Scham, den Uffo aber empfingen die Dänen mit freudigem Siegesjubel. [117] 117Nun kam die Schande ob der Erschlagung des Athisl zur Ruhe und fand ihr Ende in der Schmach der Sachsen.

So kam die Herrschaft über Sachsen an die Dänen, und nach dem Vater übernahm sie Uffo; er, von dem man nicht glaubte, dass er ein Reich richtig lenken werde, wurde Verwalter beider Reiche. Er wird von mehreren Olawus genannt und wegen seines massvollen Sinnes mit dem Beinamen „der Milde“ begabt. Von seinen weiteren Thaten hat das Altertum leider keine bestimmte Kenntnis überliefert, aber man darf glauben, dass deren Fortgang rühmlich gewesen ist, da

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_165.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)