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198 Fünftes Buch.


die Königstochter für einen Mann von entsprechender, vornehmer Geburt bestimmt sei, damit nicht der Adel des einen Gatten durch die niedrige Herkunft des andern herabgezogen würde. Als sie erwiderte, sie würde keine Verheiratung wünschen, die ihr nicht vom Vater gestattet würde, da versprach er ihr, sie würde Königin sein und alle Frauen an Schätzen übertreffen und verwandelte damit ihr Widerstreben in Willfährigkeit: mit der Aussicht auf die Schätze bestach er sie ebenso wie mit der Aussicht auf die hohe Stellung. [148] 148Auch soll Kraka die Neigung der Jungfrau für den Frotho durch einen beigebrachten Liebestrank geweckt haben.

Götar aber ging nach seinem Mahle zu Erik hinüber, um die Ausgelassenheit des Hochzeitsschmauses noch zu erhöhen. Als er das Zimmer verlassen hatte, kroch Gunwara, wie sie vorher angewiesen war, durch das Loch in der Wand, das durch das Herausnehmen der Latte entstanden war, und setzte sich hart neben Erik. Als Götar sie erstaunt so neben Erik sitzen sah, fragte er eindringlich, wie und wozu sie dahin gekommen sei. Sie sagte, sie sei die Schwester der Gunwara, und der König werde durch die Ähnlichkeit ihrer Gestaltung getäuscht. Der König wollte der Sache auf den Grund kommen und ging schnell in das königliche Zimmer zurück. Da hatte sich aber Gunwara durch die Hinterthür, durch die sie gekommen war, zurückbegeben und sass allen zu sehen an ihrem alten Platze. Als Götar sie sah, traute er seinen Augen nicht recht, wollte nicht an die Geschichte glauben und ging wieder zu Erik zurück; hier hatte er aber wieder Gunwara vor seinen Augen, die auf ihre Weise zurückgekommen war. So oft er aus einem Zimmer in das andere ging, immer traf er an beiden Stellen die, die er suchte. Das war ja nicht eine sehr ähnliche Gestalt, sondern die gleiche hier wie da; dieser Umstand peinigte den König, weil er ihm ganz unerklärlich war. Es erschien ja rein unmöglich, dass zweie ohne bemerkbaren Unterschied genau die gleiche Gestalt hätten. Endlich wurde die Tafel aufgehoben, und der König geleitete seine Tochter und Erik, wie die höfische

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_208.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)