Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 248.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
238 Sechstes Buch.


unglimpflich und sagte, dass der Grund für die Abweisung der Gesandtschaft die Gewaltherrschaft Frothos sei, die einst schwer auf Norwegen gelastet habe. Frogertha aber (das war die Tochter des Amund) sah nicht allein die Abkunft Fridlews an, sondern achtete auch den Ruhm seiner Thaten hoch; daher schmälte sie auch ihren Vater, dass er einen Mann nicht zum Schwiegersohne haben wollte, dessen vollendeter Adel es nicht an Tüchtigkeit fehlen lasse und an Herkommen nicht hinke. Sie fügte auch hinzu, jene vorbedeutungsvolle Meeresfärbung, wo die Wogen sich plötzlich in Blut verwandelt hätten, was sei sie anders, wie ein Dolmetsch der Niederlage der Norweger und eine sichtliche Prophezeiung des Sieges der Dänen? Als Fridlew durch eine zweite Gesandtschaft ihre Hand forderte, weil er die Zurückweisung durch Ausdauer zu überwinden wünschte, da liess Amund vor Unwillen darüber, dass eine einmal von ihm abgewiesene Bitte hartnäckig wiederholt würde, die Gesandten zum Tode schleppen, um dem Eifer des lästigen Bittstellers mit Grausamkeit zu begegnen. Als Fridlew die Kunde von dieser Gewaltthat erhielt, berief [178] 178er den Haldan und Biorn zu sich und fuhr nach Norwegen. Dagegen brachte auch Amund, gestützt auf die Kräfte des Landes, eine Flotte in See. Frökasund heisst der Busen, in den beide Flotten einliefen. Dort verliess Fridlew bei Nacht das Lager, um auf Kundschaft auszugehen; da hörte er in seiner Nähe einen eigentümlichen Ton aus der vom Schalle bewegten Luft, und als er seinen Schritt hemmte und aufblickte, da schlug an sein Ohr folgendes Lied dreier Schwäne, die hoch oben sangen:

Während Hythin übers Meer hinfährt und die Brandung durchschneidet,
Trinket aus Golde der Knecht und schlürfet die Milch aus dem Becher.

10
Herrlich ist Knechtes Geschick, wo der Sohn ihm des Königs gehorchet,

Erbe des Reichs, wo verkehrt ist die Ordnung der menschlichen Lose.

Zuletzt nach diesen Worten der Vögel fiel ein Gürtel aus der Höhe, der Buchstaben als Deutung des Gedichts trug. Nämlich den Sohn des Königs von Thialamarchia, Hythin[1]


  1. Im Anschluss an die Strophe muss gelesen werden: regis quippe Thialamarchiae filium, Hythin nomine, pueriliter obludentem, gigas … abduxerat (Müller266 A7; Olrik II64; Detter-Heinzel, Paul-Braune, Beiträge 18558; Panzer, Hilde-Gudrun [Halle 1901] 294 A 1).
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_248.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)