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246 Sechstes Buch.


uns der Tag des Thor und der Tag des Othin heisst, der hiess bei ihnen Tag des Juppiter und Tag des Merkur. Wenn wir also den Thor als Juppiter und den Othin als Merkur nach der Unterscheidung der erwähnten Übertragung auffassen, so wird erwiesen, wenn man die Ansicht unserer Landsleute bestehen lässt, dass Juppiter der Sohn des Merkur gewesen ist, da bei ihnen nach allgemeinem Glauben Thor ein Sohn des Othin ist. Da nun aber die Lateiner in entgegengesetzter Auffassung den Merkur als Sohn des Juppiter hinstellen, so bleibt nur übrig, dass, wenn ihre Behauptung als gültig betrachtet werden soll, Thor ein anderer wie Juppiter und auch Othin von Merkur verschieden sein muss. [184] 184Einige sagen, dass die Götter, die unsere Vorfahren verehrt haben, mit denen, welche Griechenland und Rom verehrte, nur die Bezeichnung gemein gehabt hätten, aber, als ihnen an Hoheit so ziemlich nahe kommend, von jenen die Verehrung und die Namen erborgt hätten. Diese Erörterung über die Götter der dänischen Vorzeit mag genügen; sie ist von mir deshalb kurz vorgetragen worden, damit meine Leser wissen, welchen Gebräuchen unser Vaterland im heidnischen Aberglauben gehuldigt hat. Jetzt kehre ich von dieser Abschweifung zu meiner Aufgabe zurück.

Die Alten erzählen, dass Starkather, dessen ich oben erwähnt habe, in der Ermordung des Wikarus, des Königs der Norweger, der Gunst der Götter die Erstlinge seiner Thaten gewidmet habe; der Verlauf dieser Sache wird in der Darstellung gewisser Leute so gegeben: Als einst Othin den Tod Wikars wünschte und das nicht offen ins Werk setzen wollte, stattete er den Starkather, der sich vorher nur durch ungewöhnliche Körpergrösse bemerkbar machte, nicht allein mit tapferem Mute, sondern auch mit der Kunst aus, Gedichte zu machen, um von ihm bereitwillige Hilfe bei der Durchführung des Untergangs des Königs zu haben; er erwartete natürlich, dass Starkather ihm für diese Würdigung Dank abstatten würde. Er beschenkte ihn auch mit drei Laufbahnen des menschlichen Alters zu dem Zwecke, dass er in ihnen ebenso viele fluchwürdige Thaten vollbringen sollte; soweit

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_256.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)