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VI. Frotho IV., Starkather. 251


in Byzanz einen Riesen, der für unbesieglich galt, mit Namen Tanna, mit Hilfe seiner Körperkraft im Ringen und zwang ihn, als Verbannter unbekannte Striche der Erde aufzusuchen. Da also keine Ungunst des Geschicks seinen Kräften den Sieg vorenthalten konnte, so überwand er auch in Polen einen Kämpen, den unsre Leute Waske, die Deutschen aber mit verschiedenem Wortbilde Wilzke nennen, im Zweikampfe.

Inzwischen begannen die Sachsen einen Abfall vorzubereiten und ihr Augenmerk namentlich darauf zu lenken, wie sie den im Kriege unbesiegbaren Frotho ohne einen allgemeinen Kampf bezwingen könnten. Sie meinten, das liesse sich am besten durch einen Zweikampf thun und liessen den König zu einem solchen durch Boten herausfordern, weil sie wussten, dass er jeder Gefahr allezeit bereit entgegenging, und seine Geistesgrösse auch keiner Abmahnung nachgab. Sie glaubten ihn damals gerade angehen zu sollen, wo sie den Starkather, dessen Kraft allen furchtbar war, in Geschäften abwesend wussten. Als aber Frotho die Sache hinhielt und erklärte, er müsse sich erst mit seinen Räten über die zu erteilende Antwort besprechen, da kam Starkather herzu, schon von seinem Seezuge zurückgekehrt; er tadelte die ergangene Herausforderung namentlich aus dem Gesichtspunkte, dass ein König nur mit Seinesgleichen kämpfen, nicht auf einen Zweikampf mit Gemeinen sich einlassen dürfe; richtiger sei es, dass der Kampf durch ihn, als einen Mann geringeren Standes, durchgefochten würde. Daher bestürmten die Sachsen den Hama, [188] 188der bei ihnen durch Siege in Zweikämpfen berühmt war, mit vielen Versprechungen; sie verhiessen ihm, wenn er den Zweikampf übernehme, seinen Körper ganz in Gold zu begraben, verlockten ihn durch das Geld wirklich und geleiteten den Kämpen zu dem für den Kampf bestimmten Platz in kriegerischem Siegeszuge. Auf der andern Seite führten die Dänen ihren Starkather, der für den König eintreten wollte, geschmückt mit Kriegsabzeichen zum Kampfplatze. Hama sah im Vollgefühle seiner Jugendkraft auf den alten, abgemergelten Mann mit Verachtung und wollte den kraftlosen Greis lieber im Ringkampfe als

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_261.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)