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260 Sechstes Buch.


um seinen Ärger mit dem Schwerte zu stillen. Helgo ging auf den vorgeschlagenen Kampf ein, und nach beider Wunsch wurde dieser auf den Hochzeitstag anberaumt; denn wer, zum Zweikampfe herausgefordert, ablehnte, der galt in aller Augen als ehrlos. Deshalb beunruhigte den Helgo auf der einen Seite die Scham, den Kampf abzulehnen, auf der andern die Furcht vor dem Kampfe. Denn er glaubte, dass er gegen das gewöhnliche Kampfrecht zu ungleicher Hand herausgefordert sei, weil er allein gegen neun in die Schranken zu treten gelobt zu haben schien. Als er so überlegte, sagte ihm seine Verlobte, er werde Hilfe nötig haben und gab ihm den Rat, einen Kampf zu meiden, bei dem er sich nur den Tod oder Unehre erwerben könne, namentlich da er die Zahl derer, gegen die er zu kämpfen haben würde, nicht durch eine bestimmte Festsetzung gebunden hätte; daher solle er der Gefahr aus dem Wege gehen und Starkather, der sich in Schweden aufhielte, ins Feld bringen, um für sein Leben zu sorgen; denn der pflege Bedürftigen beizustehen und oft unangenehme [195] 195Zufälle durch sein glückliches Eingreifen zu wenden. Der Vorschlag war dem Helgo recht. Mit kleinem Gefolge ging er nach Schweden und kam zu der vornehmsten Stadt des Landes, Upsala. Er selbst ging nicht hinein, sondern schickte einen Boten ab, der den Starkather erst durch einen Gruss versuchen und zu der Hochzeit der Tochter des Frotho einladen sollte. Starkather fasste diese Aufmerksamkeit als eine Beleidigung auf, sah den jungen Mann böse an und antwortete, er würde für eine solche alberne Botschaft büssen müssen, wenn er nicht in seinen Auftrag die Erwähnung seines teueren Frotho verflochten hätte; er habe sich wohl eingebildet, er, Starkather laufe wie ein Hanswurst oder ein Speichellecker um eines leckeren Mahles willen dem Dampfe einer fremden Küche nach. Als dem Helgo dieser Bescheid durch seinen Trabanten gebracht wurde, ging er selbst in den Königspalast, überbrachte dem Alten Grüsse von der Tochter des Frotho und bat um seinen Beistand in dem anberaumten Zweikampfe; er selbst sei nicht genug für ihn, weil die Form der Anberaumung die Zahl seiner Gegner,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_270.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)