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266 Sechstes Buch.


und machte sich körperlich und geistig stark in dem Wunsche, sich tapfer zu zeigen. Als Starkather zu dem Hause des Königs gefahren worden war, da achtete er nicht des Schmerzes seiner Wunden, sondern sprang hurtig vom Wagen, und wie ganz heil am Körper eilte er zu dem Brautgemache und schlug mit der Faust die Thüren auf. Da sprang Helgo vom Lager, wie die Gemahlin ihn belehrend angewiesen und schlug ihm sein Schwert gerade in die Stirn. Als er im Sinnen auf eine zweite Wunde wiederum mit dem Schwerte zuschlagen wollte, da sprang Helga schnell vom Lager auf und schützte den Alten vor dem drohenden Verderben durch Vorhaltung eines rasch ergriffenen Schildes; jedoch wurde dieser von Helgo mit dem gewuchtigen Schwertstreiche bis zur Mitte des Buckels durchgeschlagen. So widmete die kluge Frau dem Freunde Hilfe, rettete den mit der Hand, dem sie mit ihrem Rate geschadet hatte und schützte, wie mit ihren Mahnungen den Gatten, so mit ihrer Thaten den Alten. Dieser Umstand bewog Starkather, dem Helgo das Leben zu schenken; denn, so sagte er, man müsse den schonen, dem ein sichtlicher Beweis von Tapferkeit ein sicheres Zeugnis des Mutes gebe. Der verdiene nimmer den Tod, den der mutige Sinn mit einem so hervorragenden Kampfvertrauen geschmückt hätte.

Als seine Wunden noch nicht geheilt und noch von keiner Narbe überzogen waren, ging er nach Schweden zurück, weil Haldan von Nebenbuhlern erschlagen war, und setzte nach Niederschlagung eines Aufstandes als Erben in die väterliche Erbschaft dessen Sohn Sywardus ein. Bei ihm hielt er sich eine geraume Zeit auf; als er aber durch immer bestimmter auftretendes Gerücht von der Sache erfuhr, dass der Sohn des durch Verrat ermordeten Frotho in Sinnesverblendung den Mördern seines Vaters anstatt Ahndung Wohlwollen und Freundschaft erwiese, da nahm er ein tüchtiges Bündel Kohlen wie eine kostbare Last auf seine Schultern und machte sich auf den Weg nach Dänemark; denn ihn erregte der Stachel des Unwillens über eine so grausige Handlungsweise, und es schmerzte ihn tief, dass ein so tüchtig

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_276.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)