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VI. Ingell, Starkather. 269


lockeren Dinge Genuss barsch von sich, um der ausländischen Sitte gar nichts einzuräumen und härtete mit der ihm eignen starken Masshaltung seinen Gaumen gegen die Verlockungen der Leckerbissen, um nicht seinen Kriegsruhm durch die üppigen Genüsse bei Tische schwinden zu lassen. Seine Tapferkeit liebte das einfache Leben über alles, einem Übermass von Speise abgeneigt und einem übertriebenen Genusse bei Tische abgewandt; niemals gab sie sich dazu her, der Schwelgerei einen Wert beizumessen, sondern dachte immer nur an die Tüchtigkeit, nie an den Genuss. Da er also sah, wie die alten strengen Sitten und die ganze frühere Gewohnheit in neumodischem Prunk und Pracht unterging, da verlangte er nach einfach zugerichteter Bauernspeise und wies das kostbare Mahl zurück. Er wollte nichts von den Feinheiten der Tafel wissen, sondern nahm nur ein wenig nach Rauch und ranzig schmeckende Speise und stillte doch seinen Hunger mit Wohlgeschmack, weil einfach, damit er nicht die Kräfte der wahren Tüchtigkeit durch die Pest der ausländischen Leckereien wie durch eine gefälschte Annehmlichkeit abschwäche oder das Gesetz der alten Einfachheit durch neumodische Anbetung des Gaumens breche. Er empfand es unwillig, dass gebratenes Fleisch und auch noch gekochtes für ein kostspieliges Mahl hergegeben wurde; für Unding nahm er ein Gericht, das, in die Gerüche der Küche eingetaucht, dann noch des Kochs Geschick mit mehrfacher, unterschiedlicher Würze abrieb. Im Gegenteil hatte Ingell die Vorbilder der Ahnen seinen Augen entrückt und that sich durch Einführung neuen Brauchs bei Tische eine grössere Güte, als es das Herkommen gestattete. Nachdem er sich einmal teutonischen Sitten hingegeben, schämte er sich nicht, sich von der verweichlichenden Üppigkeit überwinden zu lassen. Aus Deutschlands Sumpfe floss in die Kanäle unseres Landes nicht geringe Nahrung der Schwelgerei. Daher sind geflossen prächtigere Tafeln, feinere Küchen, schmutzige Dienste der Köche und verschiedener Dreck von Füllungen; daher ist gekommen die [202] 202Verwendung einer üppigeren Kleidung, die von dem Herkommen der Väter abgewichen ist.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_279.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)