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VII. Haldan. 293


„Wildheit“ zusammengesetzt zu sein scheint[1]. Er war dadurch bei den Schweden so geachtet, dass er für einen Sohn des grossen Thor galt, und dass er vom Volke mit göttlichen Ehren beschenkt und eines öffentlichen Opfers für würdig erachtet wurde.

Da sich jedoch der Sinn von Besiegten nur schwer zur Ruhe versteht, und die böse Gesinnung Unterworfener immer nach dem Versagten ringt, so begab es sich, dass Erik die dem Haldan unterstehenden Länder angriff, um sich für seine Flucht schadlos zu halten. Jedoch auch Dänemark liess er nicht verschont von dieser bösen Behandlung und hielt es gerade für sehr angemessen, das Heimatland dessen zu bedrängen, durch den er aus dem seinigen verjagt war. Indem er also lieber Unbill bringen als abwehren wollte, befreite er Schweden von Feindeswaffen. Als nämlich Haldan erfuhr, dass sein Bruder Harald, in drei Schlachten von Erik besiegt, in der vierten erschlagen worden war, wich er von Schwedens Boden, aus Furcht, sein eigenes Reich zu verlieren und ging notgedrungen nach der Heimat zurück. So erhielt Erik sein schwedisches Reich, das er jählings verloren, ebenso schnell zurück. Wenn ihm das Glück bei der Behauptung seines Reiches ebenso wie bei der Wiedererlangung hätte zur Seite stehen wollen, so würde es ihn nicht dem Haldan in die Hand geliefert haben. Seine Gefangennehmung ging folgendermassen von statten: Haldan kam nach Schweden zurück, versteckte hinterlistig seine Flotte und ging nur mit zwei Schiffen dem Erik entgegen. Als er von diesem mit zehn Schiffen angegriffen wurde, fiel er allmählich in vielfach gewundener Fahrt auf die versteckte Hauptmacht seiner Leute zurück. Als ihm Erik zu weit nachsetzte, tauchte die dänische Flotte auf dem Meere auf. Erik wurde umzingelt und wies das unter der Bedingung der Abhängigkeit angebotene Leben zurück; er wollte nicht das Lebenslicht der


  1. Nach Müller-Velschow, der montium et feritatis bietet. Holder hat moncium efferitatis, ohne, wie leider öfter, für die Änderung einen Grund anzugeben oder auch nur sie zu erwähnen. (Druckfehler?)
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_303.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)