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VII. Haldan. 295


hatte sieben Söhne, die sich dermassen auf Zauberei verstanden, dass sie oft in plötzlichen Wutanfällen schrecklich zu brüllen anfingen, in die Schilde bissen, glühende Kohlen verschluckten, durch alle möglichen noch so hohen Feuer schritten, und dass ihre Wahnsinnserregung durch kein anderes Mittel gestillt werden konnte, als durch scharfe Fesseln oder durch Menschenblut als Sühne. Eine solche Wut hauchte ihnen entweder ihr wilder Sinn ein oder die rasenden Furien. Als Haldan davon Kunde erhielt, sagte er, wie er gerade auf einem Raubzuge begriffen war, es sei für seine Leute, die bisher gegen Ausländer gewütet hätten, ganz gut, dass sie ihr Schwert auch einmal gegen die Brust von Inländern richteten, und dass dieselben die ungerechte Entziehung seiner Herrschaft abwehrten, die bisher darauf bedacht gewesen wären, sie zu erweitern. Als er heranzog, schickte Siwald zu ihm Boten; wenn er seinen Ruf durch Thaten wahr machen wolle, und wenn er so gross in Wahrheit wäre, wie ihn das Gerede mache, so solle er allein mit ihm und seiner Nachkommenschaft kämpfen und durch seine eigene Gefahr die des Staates loskaufen. Als er darauf erwiderte, die Gestaltung eines gesetzlichen Kampfes dürfe nicht über die Zweizahl hinausgehen, da liess ihm Siwald sagen, es sei nicht zu verwundern, dass ein unbeweibter und kinderloser Mann den ihm angebotenen Kampf zurückweise, [222] 222da ja seine der Wärme entbehrende Natur ihm eine entstellende Kälte des Leibes und der Seele aufgedrungen habe. Kinder dürfe man nicht als etwas anderes betrachten wie den, dem sie ihr Leben und ihre Entstehung verdankten, denn sie hätten von ihm den gemeinsamen Ursprung ihrer Geburt genommen. So müsse er und seine Söhne als ein Mensch betrachtet werden, da ihnen ja gleichsam ein Leib von der Natur zuerteilt sei. Ärgerlich über diese beleidigenden Worte ging Haldan auf die Herausforderung ein, um eine so schimpfliche Vorrückung seines Hagestolzlebens durch tüchtige Thaten der Tapferkeit auszuwetzen. Als er durch das dunkle Dickicht eines Waldes zog, da riss er im Vorübergehen eine in der Erde haftende Eiche mit den Wurzeln aus, trennte nur die

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_305.jpg&oldid=- (Version vom 13.5.2022)