Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 340.jpg

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330 Siebentes Buch.


in dritte vier stellen und in derselben Weise solle er die dahinter anzuordnenden (unter Beibehaltung des Zuwachses?) aufstellen, und so solle dasselbe Verhältnis fortlaufend die folgenden Reihen entstehen lassen, bis die letzte Reihe der (keilförmigen) Aufstellung bis zu den Flanken (des Soutiens) reiche; ein jedes Soutien aber solle er in zehn Reihen formieren. Hinter diese Geschwader solle er die mit Wurfgeschossen ausgerüstete junge Mannschaft stellen; hinter deren Rücken solle er einen Heerhaufen von Alten stellen, welche die wankenden Kräfte der Leute mit ihrer erfahrenen Tüchtigkeit stärken solle; dann solle er mit geschickter Abschätzung der räumlichen [249] 249Entfernung als Flügel die Schleuderer anschliessen, welche, hinter den Zügen ihrer Kameraden stehend, den Feind aus der Ferne mit ihren Schiesswerkzeugen angreifen sollten. Hinter diesen solle er Leute jedes Alters und Standes ohne Abschätzung ihrer Eigentümlichkeit, wie es gerade käme, hinzunehmen. Auch das Hintertreffen solle er, wie das Vordertreffen, in drei Gruppen unterschieden, in gleichem Verhältnis der Rotten anordnend, sich bilden lassen. Dessen Rücken, an den Rücken des oben geschilderten Heerhaufens sich anschliessend, sollte diesen durch das Hemmnis seiner nach der andern Seite gerichteten Front decken[1]


  1. Zur Erleichterung des Verständnisses dieser sehr dunklen, möglichst wörtlich übersetzten Stelle folgt die Zeichnung eines Seitengeschwaders (nach Müller) mit einigen Erläuterungen:
    a •     • c
    •     •     •
    •     •     •     •
    •     •     •     •     •
    •     •     •     •     •     •
    •     •     •     •     •     •     •
    •     •     •     •     •     •     •     •
    •     •     •     •     •     •     •     •     •
    b •     •     •     •     •     •     •     •     •     • d
    e –––––––––––––––––––––––––––––––– g
    ––––––––––––––––––––––––––––––––
    ––––––––––––––––––––––––––––––––
    ––––––––––––––––––––––––––––––––
    ––––––––––––––––––––––––––––––––
    ––––––––––––––––––––––––––––––––
    ––––––––––––––––––––––––––––––––
    ––––––––––––––––––––––––––––––––
    ––––––––––––––––––––––––––––––––
    f –––––––––––––––––––––––––––––––– h

    [331] Die Hauptsache ist für Saxo die Anordnung nach zwanzig Reihen; da nun auf das cornu (Soutien) e f g h zehn Reihen gerechnet werden, so muss auch der Keil a b c d zehn Reihen haben, und da die vorderste, erste Reihe aus zwei Mann besteht, muss die hinterste, zehnte Reihe b d aus elf Mann bestehen. Wenn man aber annimmt, wie in der Zeichnung geschehen ist, dass Saxo die vor a c fehlende Spitze als Reihe mitgerechnet hat, so besteht die letzte Reihe, die nunmehr die zehnte ist, nur aus 10 Mann; das ist deshalb vorzuziehen, weil nun e f g h ein Quadrat bildet. Dass in diesem Quadrate jede Reihe auch aus 10 Mann bestehen soll, sagt zwar Saxo nicht ausdrücklich, ergiebt sich aber deutlich daraus, dass die Eckmänner von b d vor e g stehen sollen, oder, wie Saxo sagt, dass b d bis zu den Flanken des cornu reichen soll, man müsste denn für die Reihen von e f g h eine losere oder eine gedrängtere Aufstellung annehmen. – Der mittelste Keil soll die andern um zwanzig Mann überragen: wenn b d der Seitenkeile aus zehn Mann besteht, so könnte das dadurch erreicht werden, dass man hinter b d noch zwei Reihen zu je zehn Mann vor e g folgen lässt, so dass nun die ganze series zwei und zwanzig Reihen hat; so ist aber wohl die Sache nicht gemeint, sondern es soll wohl der Mittelkeil so gebildet werden, dass vor der verbreitert gedachten vordersten Reihe a c der Seitenkeile noch zwanzig Mann und zwar keilförmig vorspringen. Da auch hier in der vordersten Reihe zwei Mann stehen, so enthält die letzte vor a c vorspringende Reihe sechs und die a c entsprechende sieben, die b d entsprechende aber 16 Mann und die ganze series (das Soutien inbegriffen) erhält fünfundzwanzig Reihen. In beiden Fällen ist der Grundsatz der Zwanzigzahl für das mittlere Korps durchbrochen; soll er auch hier gelten, so müssen dem Ganzen fünf Reihen nach hinten genommen werden.

    Einzelnes: alarum recessus sind die Linien a b und c d; discretis ambagibus: ambages sind die auf der (gedachten) Linie a b und c d stehenden Leute als Umfassungslinien angesehen; als äusserste entfernen sich die von a bis b Stehenden von den auf c bis d Stehenden immer mehr von einander (discretis), wodurch eben die Flanken schief verlaufen; habita congressione ist sehr zweifelhaft, da congressio bei Saxo sonst immer „feindlicher Zusammenstoss“ bedeutet; coniunctionis extremitas ist die letzte Reihe des unter coniunctio zu verstehenden zusammengestellten Keils, also b d. Müller in den kürzeren Anmerkungen setzt die Worte coniunctionis extremitas in eine nicht ganz klare Beziehung der Mittelschwadron zu den Seitenschwadronen, die er unter alae zu verstehen scheint; jedoch abgesehen davon, dass Saxo unmöglich für dieselbe Sache bald turma, bald ala setzen und ausserdem ala ganz nahe beieinander in zwei verschiedenen Bedeutungen verwenden konnte, empfiehlt sich diese oder [332] eine ähnliche Auffassung deshalb nicht, weil Saxo ausdrücklich nur die Bildung einer turma beschreibt und ihr Verhältnis zu den andern ganz unberücksichtigt lässt, ja die Mittelturma, nachdem er nur ihre grössere Ausdehnung nach vorn vorgeschrieben hat, gar nicht wieder besonders erwähnt, sondern fortfährt „post has turmas“. Elton fasst nur extremitas etwas anders, folgt aber sonst ganz Müller. – Vieles bleibt unsicher oder ganz dunkel.

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_340.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)