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VII. Harald Hildetand, Olo. 335


Denn reich an unsichtbaren Steinblöcken liess sie den ganzen Verlauf des Flussbettes in schäumendem Strudel erscheinen. Aber dem Sinne Olos benahm der Wunsch vorwärts zu kommen die Furcht vor der Gefahr. Er erachtete also nichts, was dem Herzen beliebte, für schwierig auszuführen, wo die Furcht durch den tapferen Sinn ausgetrieben und die Gefahr durch den Wagmut verachtet sei und überwand den brausenden Strudel. Als er ihn durchschwommen, traf er auf eine Thalenge, die auf allen Seiten von Sümpfen umgeben war, deren Inneres aber das Hindernis eines vorgezogenen Dammes nicht leicht erreichen liess. Er liess sein Ross darüber springen und bemerkte ein Gehege mit vielen Ställen. Er trieb eine Herde Pferde heraus und wollte sein Ross einstellen, da wurde er von einem Toko (es war ein Knecht des Gunno), der das anmassende Verfahren des Fremden übel nahm, scharf angegriffen, warf aber den Angreifer durch einen blossen Stoss mit dem Schilde zurück. Da er es für schmachvoll erachtete, ihn mit dem Schwerte zu töten, so fasste er ihn, zerbrach ihm die Glieder und warf ihn querüber in das Haus, aus dem er eilend herausgekommen war. Durch diese schmähliche Behandlung des Knechtes wurden Gunno und Grimo in Bewegung gesetzt, kamen schnell aus verschiedenen Thüren und stürzten sich zusammen auf Olo mit Geringschätzung seines Alters und seiner Kräfte. Sie wurden von ihm tötlich verwundet, und als schon die Kräfte sie verliessen, dichtete Grimo, obwohl kaum des letzten Atemzuges noch mächtig und beinahe ganz von der Körperwärme verlassen, mit dem letzten gebrochenen Laute seiner Stimme dieses Lied :

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Sind wir auch immerhin körperlich schwach und matt,

Mag auch nehmen die Kraft uns der Verlust des Bluts,
Selbst wo kaum noch das Herz in der zerfleischten Brust
Merkbar klopfet, gelähmt unter der Wunden Wucht,
Doch soll, mahne ich laut, unsere letzte Zeit

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Durch nie zagenden Mut strahlen in Ruhmesglanz;

Nie soll sagen ein Mann, tapferer sei gekämpft
Sonst von anderer Hand, noch auch in längerm Streit;
Und ein bitterer Kampf, weil wir das Schwert noch führn,

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_345.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)