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VIII. Jarmerik. 373


Anschuldigung, seine Schwester entehrt zu haben. Aufgebracht über seinen Tod eilten die Verwandten wehklagend zu Jarmerik und versprachen, zur Rache für ihren Vetter den Götar mit ihm zu bekämpfen. Auch erfüllten sie ihr Versprechen. Als mit ihrer Hilfe Götar niedergeworfen war, wurde Jarmerik Herr auch über Schweden. Da er nun die Herrschaft über zwei Völker hatte, griff er im Vertrauen auf seine vermehrte Macht die Slaven an. 40 Gefangene liess er mit ebensoviel Wölfen zusammenbinden und aufhängen. Diese Art der Todesstrafe, einst für Vatermörder bestimmt, wollte er deshalb bei den Feinden anwenden, damit denen, die das sähen, aus dieser Zusammenkoppelung mit den blutgierigen Bestien deutlich würde, wie räuberisch diese gegen die Dänen aufgetreten seien. Als er das Land unterworfen, legte er in geeignete[1] Plätze Besatzungen. Dann zog er gegen die Samländer und Kurländer und viele Stämme des Ostens zu Felde und fügte ihnen grossen Verlust zu. Durch diese anderweitige Beschäftigung des Königs, meinten die Slaven, sei ihnen eine schöne Gelegenheit zum Abfalle gegeben; sie erschlugen die von ihm eingesetzten Landvögte und plünderten in Dänemark. Ihre Flotte fing Jarmerik ab, als er von seinem Wikingerzuge heimkehrte, vernichtete sie und erhöhte durch diese That den Ruhm seiner Siege. Ihren Fürsten liess er Riemen durch die Schienbeine ziehen und sie dann an die Hufe grosser Stiere binden; darauf wurden schwere Hunde auf die Stiere gehetzt, so dass sie die Angebundenen durch Kot und Morast schleiften; so fanden diese in jämmerlichem Schauspiele ihr Ende. Dadurch entmutigt beugten sich die Slaven mit Zittern der Herrschaft des Königs.

Durch die Beute so vieler Völker bereichert, erbaute Jarmerik auf einer hohen Klippe ein Haus von bewundernswerter Arbeit, um für seine Schätze einen sicheren Platz zu schaffen. Er baute einen Damm aus zusammengekarrter Erde, legte den Grund mit vielen Steinen, den unteren Teil umgab er mit einem Pfahlwerke, die Mitte mit Erkern, die


  1. Es ist opportunis zu lesen.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_383.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)