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374 Achtes Buch.


Spitze mit Zinnen. Ringsum stellte er Wachen ohne eine Lücke auf. Vier gewaltig grosse Thore gewährten auf den vier Seiten ungehinderten Zugang. In diesem prächtigen Bauwerke häufte er den ganzen Vorrat seiner Schätze an. Nachdem er so sein Haus bestellt hatte, wandte er seinen Sinn wieder den äusseren Angelegenheiten zu. Er unternahm eine Seefahrt und griff unverzüglich die vier hellespontischen Brüder an, die ihm auf dem Meere begegneten, tüchtige und geübte Wikinger. [279] 279Drei Tage wurde die Schlacht geschlagen, darauf erhielt er durch einen Vertrag ihre Schwester mit der Hälfte des Tributs, den sie ihren Besiegten auferlegt hatten und brach den Kampf ab.

Nach diesen Ereignissen entkam Bikko, ein Sohn des Livenkönigs, der Gefangenschaft, die er unter den erwähnten Brüdern erlitt, und ging zu Jarmerik, der ihm vor Zeiten die Brüder erschlagen hatte, aber er hatte die Unbill noch nicht vergessen. Er wurde von Jarmerik gütig behandelt und bald einflussreicher Ratgeber in allen geheimen Angelegenheiten. Als er merkte, dass dieser durch seine Ratschläge in allem sich lenken liess, verführte er ihn, wenn er Rat suchte, zu ganz abscheulichen Dingen und verleitete ihn zum Begehen von allerlei Schandthaten. Die Mittel zu schaden suchte er durch scheinbare Willfährigkeit. Hauptsächlich hetzte er ihn gegen die, die ihm dem Blute nach am nächsten standen. So bestrebte er sich die Rache für seine Brüder, zu der seine Kräfte nicht zureichten, durch List ins Werk zu setzen. So kam es, dass der König, der an Stelle der Tugenden sich schmutzigen Sünden ergeben hatte, ob seiner grausamen Thaten auf Antrieb des treulosen Rates allgemeinem Hasse gegen sich Grund gab. Gegen ihn erhob sich ein Aufstand der Slaven. Um diesen zu dämpfen, liess er den gefangenen Fürsten Stricke durch die Schienbeine ziehen und sie durch Pferde, die sie nach entgegengesetzten Richtungen rissen, zerfleischen. Auf die Weise hingeschlachtet, büssten die Fürsten für ihren halsstarrigen Sinn mit der Zerreissung ihres Körpers. Diese That sicherte den Gehorsam der Slaven und erhielt sie in fester, ununterbrochener Unterwerfung.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_384.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)