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376 Achtes Buch.


Vorwurfe des Kindesmordes. Ausserdem fügte er hinzu, dass der Sohn dem Vater nach dem Leben trachten würde, wenn nicht die Strafe auf die Anklage folgte. Die Ehebrecherin Swanilda aber müsse von Viehhufen zertreten werden, damit sie schimpflich aus dem Leben schiede. Der König folgte dem Bikko und liess den Sohn mit der Schlinge um den Hals von Umstehenden mit Hilfe eines Gerüstes hochhalten, damit er nicht erdrosselt werden könnte. So bot der unschädliche Knoten, da die Kehle nicht zusammengepresst wurde, nur den Schein der Strafe. Die Königin aber wurde fest auf den Erdboden gebunden und sollte durch die Hufe von Rossen zertreten werden. Sie war aber, erzählt die Sage, so schön, dass sogar die Tiere schauderten, die herrlichen Glieder mit ihren schmutzigen Hufen zu zertreten. Der König schloss, dass das ein Beweis sei, der die Unschuld der Königin darthue und beeilte sich, da noch die Reue wegen der Übereilung hinzutrat, die fälschlich mit dem Makel Belegte losbinden zu lassen. Da eilte Bikko hinzu und behauptete, auf dem Rücken liegend verscheuche sie die Tiere durch Zaubersprüche und könne nur zertreten werden, wenn man ihr Antlitz zur Erde wende. Er wusste aber sehr wohl, dass ihre Schönheit sie rettete. Als nun der Körper der Königin auf diese Weise hingelegt war, und man die Schar der Rosse herantrieb, zertraten diese den Leib mit ihren gewuchtigen Hufen. Das war das Ende der Swanild. Inzwischen ging der Leibhund des Broder den König wie mit Klagen an und schien den Tod seines Herrn zu beweinen, und sein hereingebrachter Habicht fing an, sich die Bauchfedern mit dem Schnabel auszurupfen. Seine Nacktheit deutete der König auf seine Verwaistheit, und um dem bösen Omen die Kraft zu nehmen, schickte er eiligst hin und liess den Sohn vom Stricke los machen. An dem federlosen Vogel entnahm er, dass er ohne Kinder sein würde, wenn er nicht vorbeuge. Da so Broder vom Tode erlöst war, eilte Bikko, der für seine Angeberei büssen zu müssen fürchtete, zu den Hellespontiern, um ihnen zu berichten, dass Swanild von ihrem Manne ruchlos getötet sei. Als diese ausfuhren,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_386.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)