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VIII. Gorm. 387


sagte Thorkill, [288] 288sie schämten sich der unverstandenen Rede, weil sie in seiner Sprache nicht bewandert seien. Da lud sie Guthmund zur Herberge ein und setzte sie auf Wagen. Auf ihrem Wege liess sich ein Fluss sehen, über den eine goldene Brücke führte. Sie wünschten sie zu betreten; da wehrte er ihrem Beginnen: mit diesem Flusse habe die Natur das Menschenreich von dem Gespensterreiche geschieden, und Menschenfuss dürfe nicht darüber hinaus gehen. Darauf kamen sie zu dem Hause ihres Führers. Dort nahm Thorkill seine Leute beiseite und ermahnte sie, sie möchten den mannigfachen Verlockungen gegenüber, die im weiteren Verlaufe der Dinge an sie herantreten würden, sich als wackere Männer erweisen, der fremden Speise sich enthalten, nur von ihrer eigenen, mitgebrachten sich nähren, möchten sich Sitze von den Eingeborenen getrennt wählen und sich nicht nahe zu einem bei Tische setzen. Denn wer von ihrer Speise esse, der verliere die Erinnerung an sein früheres Leben und müsse immer in schmutziger Gemeinschaft unter den schrecklichen Scharen der Unholde leben. Ebenso müssten sie sich von den Dienern und ihren Bechern fernhalten. Zwölf herrliche Söhne des Guthmund und zwölf schöne Töchter umstanden die Tische. Als Guthmund sah, dass der König nur das von seinen Leuten Mitgebrachte ass, beschwerte er sich über die Zurückweisung seines guten Willens und klagte, dass das eine schwere Beleidigung für einen Wirt sei. Thorkill war um eine passende Entschuldigung der Handlungsweise nicht verlegen: er entgegnete, wer eine ungewohnte Speise ässe, würde meist schwer krank, und der König habe nicht undankbar gegen eine fremde Gefälligkeit, sondern nur für seine Gesundheit besorgt, indem er sich nach gewohnter Weise verpflege, sein Mahl mit heimischer Kost herrichten lassen. Es dürfe ihm also das nicht als Hochmut ausgelegt werden, was er aus wohl bedachter Sorge um die Vermeidung eines Übels thue. Als aber Guthmund sah, dass die böse Absicht bei seiner prächtigen Bewirtung durch die Mässigkeit der Gäste vereitelt sei, da er also ihre Enthaltsamkeit nicht wankend zu machen vermochte, beschloss er ihre Keuschheit zu Falle

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_397.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)