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VIII. Gorm. 399


Nach dem Abscheiden Gorms kam sein Sohn Gotricus zur Regierung. Er ragte nicht allein durch seine Kriegsthaten hervor, sondern auch durch edle Gesinnung; man wusste nicht, sollte man mehr seine Tapferkeit, oder seine Güte rühmen, und Strenge läuterte er so durch Milde, dass er die eine durch die andere aufzuwiegen schien.

Zu dieser Zeit kamen die Isländer Bero und Refo an den Hof Gotos, des Königs von Norwegen; den Refo behandelte er zuvorkommend und vertraulich und schenkte ihm einen schweren Armring. Als das einer aus den Höflingen sah, erging er sich in überschwenglichem Lobe des Geschenks und behauptete, dass es niemand in der Milde dem Goto gleichthue. Refo war zwar dankbar für das Geschenk, wollte aber das übermässig lobhudelnde, aufgeblasene Wort nicht gelten lassen, sondern stellte Götrik über Goto. Um die eitle Behauptung eines Schmeichlers anzufechten, wollte er lieber einem Abwesenden das Zeugnis der Milde gebührend geben, als dem Gabenspender ins Gesicht unberechtigt schmeicheln. Auch wollte er lieber als undankbar gescholten werden, denn einem eitlen, nichtigen Lobe seinen Beifall spenden und hielt es für wertvoller, den König durch den Ernst der Wahrheit aufzurütteln, als durch die Schmeichelei der Lüge zu hintergehen. Aber Ulwo wollte das dem Könige gespendete Lob nicht nur hartnäckig aufrecht erhalten, sondern auch durch eine Probe bewähren und ging mit seinem Widerpart eine Wette ein. Mit seiner Zustimmung ging Refo nach Dänemark und fand den König, wie er beim Appell dem Gefolge den Sold austeilte. Gefragt, wer er sei, antwortete er, er heisse der Fuchs. Die einen lachten über seine Antwort, die andern schüttelten den Kopf, der König aber sagte: „Auch der Fuchs muss eine Beute aufschnappen“ und sofort streifte er eine Spange von seinem Arme, hiess den Refo näher treten und steckte sie ihm zwischen die Lippen. Schleunigst streifte sie Refo über einen Arm und zeigte diesen allen mit Gold geschmückt; den andern aber hielt er hinter dem Rücken versteckt, weil er keinen Schmuck aufweisen könne; infolge dieser Schlauheit erhielt er von der unerschöpflich freigebigen

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_409.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)