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IX. Regner. 407


mit glücklichem Erfolge niedergeworfen hatte, schied er sich von der Lathgertha, weil er seine Liebe der Thora, der Tochter des Königs Herothus, zuwandte und sie zur Frau nehmen wollte. Er dachte übel von der Treue seiner Gemahlin, weil er sich erinnerte, dass sie dereinst zu seinem Verderben wilde Tiere ihm entgegengestellt hatte.

Das Gefolge des Heroth, Königs der Schweden, hatte auf einer Jagd im Walde Schlangen gefunden, und er hatte deren Pflege seiner Tochter übertragen; sie gehorchte willig dem Befehle des Vaters und zog das Otterngezücht mit ihren jungfräulichen Händen auf; sie trug auch Sorge, dass eine jede zu ihrer Sättigung jeden Tag eine ganze geschlachtete Kuh erhielt und wusste nicht, dass sie mit dieser ihrer Fütterung ein Unheil für das ganze Land gross zog. Als sie nun heranwuchsen und mit ihrem vergifteten Hauche die Nachbarschaft versengten, da überkam den König die Reue über das verkehrte Beginnen, und er versprach dem die Tochter zur Frau, der die Plage beseitige. Diesem Aufrufe zur Bewährung der Tapferkeit und dem Locken der Minne folgte die Jugend in Scharen, aber ihr gefährliches Ringen war erfolglos.

Diese Wundermär vernahm Regner von fahrenden Leuten und liess sich von seiner Nährmutter einen wollenen Mantel und recht zottige Hosen geben, um damit die Bisse der Schlangen unschädich zu machen. Zum Schutze meinte er eine recht haarige Kleidung nehmen zu müssen, sie durfte ihn aber auch nicht in rascher Bewegung hemmen. Als er zu Schiff nach Schweden kam und Kälte einfiel, legte er sich mit Fleiss ins Wasser, liess sein Kleid sich vollsaugen und dann in der Kälte steif frieren; so konnte kein Biss durchdringen. Er ermahnte beim Abschiede sein Gefolge, seinem Sohne Fridlew treu zu bleiben und zog allein in seiner Kleidung zur Königsburg. Als er sie zu Gesicht bekam, band er das Schwert an seine Seite und nahm einen Riemenspeer in seine Rechte. Als er weiter schritt, schlängelte sich eine ungeheure Schlange ihm entgegen, und eine andere, ebenso grosse, kroch ihr gleitend nach. Sie mühten sich, den Mann bald mit dem ringelnden Schwanze zu Boden zu schlagen,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_417.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)